Bayer kann die rund 66 Milliarden Dollar (rund 55 Milliarden Euro) schwere Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto nicht so schnell über die Bühne bringen wie erhofft. Bei der EU-Kommission beantragte der Pharma- und Chemiekonzern eine Verlängerung der Prüffrist für den Mega-Zukauf.
"Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlicher, dass ein Abschluss der Transaktion statt zum Jahresende 2017 nun Anfang 2018 zu erwarten ist", sagte der Chef der Agrarsparte und Bayer-Vorstand Liam Condon am Dienstag in Monheim. "Natürlich hätte ich es vorgezogen, wenn wir es im Dezember abgeschlossen hätten." Angesichts der Größe des Unterfangens machten aber "einige Wochen hier oder da" keinen wesentlichen Unterschied. Die EU-Kommission will in Kürze über den Antrag entscheiden.
Zeit bis zum 8. Jänner
Bayer hatte noch im August bekräftigt, den Zukauf bis Ende des Jahres unter Dach und Fach bringen zu wollen - selbst als die Wettbewerbshüter schon Bedenken gegen die Übernahme angemeldet und eine umfassend Prüfung angekündigt hatten. Damit hat die Kommission bis zum 8. Jänner 2018 Zeit, um eine Entscheidung zu fällen. Bayer möchte sich jedoch weitere zehn Werktage Luft verschaffen, bis zum 22. Jänner: "Damit soll eine der Größe der Transaktion angemessene Prüfung ermöglicht werden."
Ziel: Zweifel zerstreuen
Die Leverkusener hätten damit etwas mehr Zeit, um die Zweifel der Wettbewerbshüter zu zerstreuen. Zwar legten Bayer und Monsanto der Kommission schon Ende Juli Zugeständnisse vor. Diese reichten nach Einschätzung der Kommission aber nicht aus, um die "ernsthaften Zweifel" an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit dem EU-Wettbewerbsrecht zu zerstreuen. Condon erklärte, Bayer befinde sich in "sehr konstruktiven" Gesprächen mit der EU-Kommission. Man habe eine sehr klare Vorstellung davon, was die Probleme sein könnten und es seien keine Überraschungen zu erwarten.
Die Kommission hatte nach einer ersten Untersuchung die Sorge geäußert, dass der Zukauf den Wettbewerb in den Bereichen Pestizide, Saatgut sowie bei agronomischen Merkmalen beeinträchtigen könnte. Auch der Bereich digitale Landwirtschaft wäre betroffen. Dieser stecke aber noch in den Kinderschuhen, sagte Condon. Er sehe deshalb keine Überlappungen mit Monsanto, die Kartellbedenken auslösen und Verkäufe nötig machen könnten. Bayer und Monsanto hatten sich schon bereit erklärt, sich von Geschäftsteilen mit einem Umsatz von bis zu 1,6 Mrd. Dollar zu trennen, um die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden zu erhalten.
"Diese Summe, die wir im Kaufvertrag haben, ist aus unserer Sicht eine realistische Maximalgrößenordnung", sagte Condon der Nachrichtenagentur Reuters. Man habe sich keine Schmerzgrenze gesetzt, ab wann die Übernahme wegen zu großer Kartellverkäufe abgeblasen würde. Dann würde zudem eine Entschädigung von zwei Milliarden Dollar an Monsanto fällig. Insgesamt sieht sich Bayer bei der Übernahme auf gutem Weg: Von über einem Drittel der rund 30 relevanten Behörden habe das Unternehmen grünes Licht für den Zukauf erhalten.
Für Bayer lief es im Agrarchemiegeschäft, das durch die geplante Übernahme von Monsanto derzeit besonders im Fokus steht, zuletzt eher holprig. Wegen unerwarteter Probleme im Pflanzenschutzgeschäft im wichtigen brasilianischen Markt mussten sich die Leverkusener von ihren Jahreszielen verabschieden. Condon sagte nun, er erwarte im kommenden Jahr eine Normalisierung des Geschäfts in Brasilien. "Insgesamt gehen wir für das Jahr 2018 von einem erneuten Wachstum in Brasilien aus", sagte der Manager. Der weltweite Markt für Saatgut und Pflanzenschutzmittel bleibe 2017 nach einem schwachen Vorjahr weiter volatil. Von 2018 an werde es aber eine langsame Rückkehr zum Wachstum geben.