Die Anleger an den internationalen Devisenmärkten haben sich am Dienstag im großen Stil mit Euro eingedeckt. Die europäische Gemeinschaftswährung durchbrach erstmals seit Jänner 2015 wieder die Marke von 1,20 Dollar und notiert bei 1,2069 Dollar.

"Gut, wenn das Grauen einen Namen hat: Janet, Mario und Harvey waren es, die die Devisenmärkte gestern durchgeschüttelt haben", schrieb DZ-Bank-Analystin Dorothea Huttanus. "Über Nacht hat sich dann leider noch (Kim) Jong Un hinzugesellt, der die Korea-Krise auf ein neues Eskalationsniveau gebracht hat." Nordkorea hatte in der Nacht erneut eine Rakete abgefeuert, die über Japan hinweg flog. Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einer beispiellosen und ernsthaften Bedrohung.

Auch der japanische Yen zieht an

Schon am Montag war der Euro gefragt gewesen, da Händler das Schweigen von EZB-Chef Mario Draghi zum Kursanstieg des Euro beim Notenbank-Gipfel in Jackson Hole als Kaufsignal gewertet hatten. Auch seine Fed-Kollegin Janet Yellen hatte darauf verzichtet, die Zinsspekulationen der Märkte zu steuern und damit den Dollar geschwächt. Die US-Währung hat allerdings auch mit Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen des Wirbelsturms "Harvey" zu kämpfen. Darüber hinaus belastet die innenpolitische Lage in Washington die US-Währung.

Auch der japanische Yen, der in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehen wird, zog an. Der Dollar rutschte auf 108,35 Yen und lag damit nur noch knapp über dem im April erreichten Jahrestief von 108,14 Yen. Der Dollar-Index, der den Kurs des Greenback gegenüber einem Währungskorb abbildet, fiel um 0,6 Prozent.

Viele Börsianer rechnen nun mit weiteren Kursverlusten des Dollar. So sagen die Währungsstrategen von Morgan Stanley voraus, dass der Euro bald bei 1,2280 Dollar liegen könnte. Der Euro sei gemessen an seiner Kaufkraft extrem unterbewertet gewesen. "Langfristig orientierte Anleger haben nach unserer Ansicht den Euro immer noch unterbewertet." Auch zum Pfund zog der Euro an und notierte mit 93,03 Pence so hoch wie zuletzt im Oktober 2016.

Goldpreis erreicht ein Jahreshoch

Auch das als sicherer Hafen geltende Gold legte nach dem unangekündigten Raketentest deutlich zu. In der Früh kletterte das Edelmetall auf den höchsten Stand seit November 2016 und erreichte zwischenzeitlich knapp 1.322 Dollar je Feinunze. Auch die Fluchtwährungen Franken und Yen legten zuletzt zu.