Nach den Beiträgen zur Sanierung der Lufthansa-Tochter sei es Zeit, bei der Entlohnungshöhe wieder in einen normalen Modus zu kommen, sagte Bord-Betriebsratschef Rainer Stratberger am Freitag zur APA. Die Gewerkschaft vida erwartet "zähe Gespräche".
Das Personal habe in den letzten Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Austrian Airlines sanieren konnten. Nachdem das gelungen sei, sei es "Zeit, sich wieder ein Stück vom Kuchen zurückzuholen", so Stratberger. Er verweist etwa auf die All-In-Verträge von Flugbegleitern, die zu vergleichsweise niedrigen Entlohnungen an Sonn- und Feiertagen ohne Zulagen arbeiten würden - "das sollte wieder repariert werden".
Der Bord-Betriebsratschef erwartet sich, dass die Spitzenleistungen der Beschäftigten gewürdigt werden, wie er in einer Aussendung erklärte: "Was es nicht spielen wird, ist, dass wir rund um die Uhr arbeiten und weiterhin schlecht bezahlt werden. Wir sind keine Schachfiguren, die zwischen Sparpaketen hin- und hergeschoben werden können."
"Volle Unterstützung"
Für eine Betriebsversammlung des fliegenden Personals am kommenden Mittwoch ab 9 Uhr am Flughafen Wien hat die Gewerkschaft vida am Freitag ihre "volle Unterstützung" zugesagt. Dabei solle der Startschuss für eine breite Umfrage unter der Belegschaft fallen, deren Ergebnisse dann in die KV-Verhandlungen einfließen sollen, so Stratberger und Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt bei der vida. Aus Sicht von Schwarcz "stehen zähe Gespräche an, da wir uns erneut der Herkulesaufgabe stellen, den niedrigsten KV im Lufthansa-Konzern, nämlich den der AUA, deutlich anzuheben".
Bei der Betriebsversammlung, die zu außertourlichen Verzögerungen für die Passagiere führen könnte, wofür man "jetzt schon um Verständnis bitte", wolle der Betriebsrat den Beschäftigten auch ein Update geben, wo die Austrian heute stehe und in welche Richtung es weitergehen könnte, "soweit wir das sagen können und sagen dürfen", so Stratberger zur APA. Denn auch die Veränderungen in der europäischen Airline-Welt lassen die AUA nicht unberührt. Einerseits dürfte die Lufthansa-Tochter AUA durch die "Marktbereinigung" infolge der Probleme von Air Berlin/Niki profitieren, andererseits hänge aber konzernintern das Thema einer künftig womöglich zu geringen Zahl von AUA-Piloten nach wie vor in der Luft, erinnerte Stratberger.
Denn ein Großteil einer niedrigen dreistelligen Zahl von Piloten, die seit Anfang 2015 bei der AUA befristet aufgenommen wurden, könnte die heimische Lufthansa-Tochter wieder verlassen, hatte Stratberger schon vorigen Sommer gewarnt. Und das sei "noch nicht ausgestanden", wie er jetzt sagt. Denn offen sei einerseits, wie die Mutter Lufthansa mit den vorerst befristet bei der Austrian fliegenden Piloten verfahren wolle, andererseits sei es auch deren individuelle Sache, wofür sie sich entscheiden.
"Konkurrenz zur Austrian"
Hintergund ist, dass die grundsätzliche Einigung zwischen der deutschen Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" (VC) und der Lufthansa zwar künftig wieder Neueinstellungen bei der AUA-Mutter ermöglichen wird, unklar sind aber Zeitpunkt und Ausmaß. Piloten-Neueinstellungen bei der Lufthansa würden von einer Art Warteliste kommen, "fast 300 fliegen bei der AUA", so Stratberger: "Wir haben eine erhebliche Zahl von Jungpiloten, die befristet oder unbefristet arbeiten."
Sollten sich VC und Lufthansa auch auf eine Dauerlösung einigen, wäre es möglich, dass die bei Austrian fliegenden Piloten von der Liste ein Job-Angebot erhalten, auch unbefristet beschäftigte: "Die Lufthansa kann sagen: 'Ihr könnt zu uns zurück oder ihr könnt bei der AUA bleiben." Auch seitens des AUA-Vorstands fehle eine Garantie, wie es mit dem Piloten-Thema weitergehe.
Dass zugleich die Lufthansa-Billigflug-Sparte Eurowings als Eurowings Europe in Wien ansässig ist, "obwohl wir als AUA auch hier eine noch billigere Struktur haben", versteht Stratberger nicht und wertet dies als eine "Konkurrenz zur Austrian".
Vom Quasi-Rückzug von Air Berlin/Niki am Airport Wien dagegen profitiert die AUA und wird dies laut Stratberger auch künftig tun, "denn es kommt zu einer Art Marktbereinigung". Wie berichtet fliegen fünf Airbusse von Air Berlin für die AUA, die samt Besatzung per Leasing übernommen wurden - und zudem drei Air-Berlin-Maschinen für Eurowings ab Wien.