"Dass Herr Dobrindt allein vorprescht, hat mich persönlich sehr enttäuscht", sagte Stadler der Branchen- und Wirtschaftszeitung "Automobilwoche".

"Wir sind alle zwei Wochen beim Kraftfahrtbundesamt und erstatten Bericht. Bei 24.000 Autos in Europa haben wir Auffälligkeiten gefunden. Diese Informationen haben wir den Behörden mitgeteilt. Dies und das weitere Vorgehen wollten wir gemeinsam kommunizieren", sagte Stadler.

Dass die Behörden illegale Software "entdeckt" hätten, sei das falsche Wort. "Wir selbst drehen jedes Steinchen um."

Dobrindt hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass Audi eine "unzulässige Abgas-Software" in den Oberklasse-Modellen Audi A8 und A7 mit V6- und V8-Dieselmotoren verwendet habe.

Spiegel berichtet: Stadler droht Ablösung

Stadler gerät wegen der Vorwürfe des deutschen Verkehrsministers Alexander Dobrindt unterdessen auch selbst unter Druck. Der "Spiegel" berichtete am Freitagnachmittag, Volkswagen-Chef Matthias Müller und VW-Aufsichtsräte seien wegen der neuen Erkenntnisse im Dieselskandal sauer auf den Audi-Chef.

"Wir werden über diesen Vorgang mit Herrn Stadler im Aufsichtsrat zu reden haben", zitierte das Nachrichtenmagazin einen nicht genannten Vertreter der Arbeitnehmerseite. Stadler müsse nun mit einer raschen Ablösung rechnen. Audi äußerte sich nicht zu dem Bericht.

Stadler steht bereits wegen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unter Druck. Ihm wird zudem intern vorgehalten, bei der Aufklärung des Dieselskandals keine glückliche Figur abgegeben zu haben. Der 54-Jährige hatte jedoch wiederholt Rückendeckung des Kontrollgremiums und von VW erhalten. Der Audi-Aufsichtsrat hatte seinen Vorstandsvertrag unlängst um fünf Jahre bis 2022 verlängert.

VW: "Niemand will Audi-Chef ablösen"

Volkswagen hat den Bericht unterdessen dementiert. "Mit keiner Silbe hat irgendwer gesagt, dass sie Herrn Stadler ablösen wollen", sagte ein Konzernsprecher am Freitag. Der Aufsichtsrat werde sich jedoch mit dem Thema befassen. "Dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann, ist doch klar." Die Stellungnahme sei zwischen Konzernchef Matthias Müller und Betriebsratschef Bernd Osterloh abgesprochen, sagte der Sprecher.