Im Kampf gegen die tonnenweise Entsorgung von Lebensmitteln setzt Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) auf Freiwilligkeit. Gemeinsam mit mehreren Handelsriesen unterschrieb er am Mittwoch in Wien im Rahmen einer Pressekonferenz eine diesbezügliche Vereinbarung, die eine Halbierung bis 2030 vorsieht.

Wer sich gegen Ladenschluss in den Regalen der heimischen Großhändler umsieht und zum Beispiel nur ein reduziertes Angebot an frischen Backwaren vorfindet, der dürfte sich in einem teilnehmenden Betrieb befinden. Das grüne Logo "Wir retten Lebensmittel" weist ab sofort darauf hin, dass der Händler möglichst viele genusstaugliche, aber unverkäufliche Lebensmittel vor dem Müll rettet. Ein durchschnittlicher Haushalt entsorgt Ware im Wert von rund 300 Euro pro Jahr.

Die Möglichkeiten für die Umsetzung des in der UN-Agenda 2030 festgeschriebenen Ziels, das eine Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle im Handel und beim Konsum vorsieht, sind zahlreich und reichen von besserer Logistik bei Einkauf und Entsorgung bis hin zu einem bewusst reduzierten Angebot rund Ladenschluss, Rabatte auch bei kleinen Mengen oder Restl-Kochrezepten für interessierte Konsumenten. MPreis etwa "upcyclet" erfolgreich altes Brot und braut daraus Bier oder
produziert den Gin "Herr Friedrich".

Vor allem den kleineren Kaufleute mit viel persönlichem Kundenkontakt kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu, denn viele begrüßen derartige Initiativen durchaus. Rupprechter hofft auf eine Ausweitung auf andere Partnerunternehmen, etwa aus dem Großhandel. "Je mehr, desto besser", so der Ressortchef.

Der "Pakt" sieht drei verpflichtende Maßnahmen wie die Kooperation mit sozialen Einrichtungen, eine Schulung der Mitarbeiter und einen Bericht alle drei Jahre vor, aus einem Katalog können weitere fünf ausgewählt werden. Diese reichen von Schulungen für das Personal oder Bewusstseinsbildung der Kundinnen und Kunden über den Verkauf von Brot vom Vortag bis zu einem reduzierten Frischwarenangebot gegen Ladenschluss. Auch die Erhebung von Daten und ein zusammenfassender Bericht sind in regelmäßigen Abständen vorgesehen. In einem zweiten Schritt soll die Vereinbarung um Kriterien für die Lebensmittelindustrie und für die produzierenden Gewerbe erweitert werden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace reagierte in einer Aussendung mit Skepsis und forderte zusätzliche Maßnahmen, etwa in Sachen "derzeit oft realitätsfremden Mindesthaltbarkeitsdaten" oder "Abfällen am Feld".