In Russland hat das neue Mittelstrecken-Passagierflugzeug MS-21 des Herstellers Irkut Corporation am Sonntag seinen Jungfernflug absolviert. Es ist das erste große russische Verkehrsflugzeug seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Weil Russland durch die westlichen Sanktionen wegen seiner Rolle im Ukraine-Konflikt in Bedrängnis geraten ist, versucht das Land seine eigene Industrieproduktion wiederzubeleben, um die Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen zu reduzieren.
Der neue Mittelstreckenflieger sei seinen westlichen Pendants in vielerlei Hinsicht überlegen. Der Hersteller Irkut Corporation und seine staatlich kontrollierte Muttergesellschaft United Aircraft Corporation (UAC) versprechen zum Beispiel 15 Prozent günstigere Betriebskosten gegenüber heutigen Wettbewerbern. Jetzt gaben sie bekannt, dass das Modell einen 30-minütigen Testflug in einer Höhe von 1000 Metern und mit 300 km/h durchgeführt habe.
Russland hat hart darum gekämpft, seinen aus sowjetischer Zeit stammenden Ruf loszuwerden, dass russische Flugzeuge altersschwach seien und von unerfahrenen Crews geflogen würden. Präsident Wladimir Putin gratulierte Irkut-Generaldirektor Oleg Demchenko telefonisch zu dem "bedeutenden Ereignis".
Die zweimotorige Maschine soll in zwei Varianten gebaut werden; der MS-21-300 mit 160 bis 211 Sitzen und der MS-21-200 mit 130 bis 165 Sitzen. Die Produktion soll voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren beginnen.
Nach Angaben von Irkut gibt es bereits fixe Bestellungen für 175 Flugzeuge, die alle bereits im Voraus bezahlt worden seien. Der staatliche Rüstungskonzern Rostec, der von Präsident Putins engem Vertrauten Sergej Chemezov geleitet wird, hat nach eigenen Angaben 85 Flugzeuge bestellt und will 50 davon an Aeroflot verleasen.
UAC-Präsident Jurij Sljusar schätzt die weltweite Nachfrage nach den neuen MS-21-Modellen auf rund 15.000 Stück in den nächsten 20 Jahren.