Nach seiner Kenntnis habe Schlecker selbst entschieden, Stundensätze für die Logistikfirma LDG 2011 anzuheben, so deren früherer Geschäftsführer, der am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht als Zeuge ausgesagt hat.
Besagte Firma gehörte den mitangeklagten Schlecker-Kindern Meike und Lars. Die Staatsanwaltschaft wirft ihrem Vater vor, trotz drohender Pleite über die LDG Millionenbeträge an die Familie verschoben zu haben. Dies soll er über viel zu hohe Stundensätze getan haben, die Schlecker der LDG bewilligte.
Formal gesehen war die LDG eine eigenständige Firma und keine Konzerntochter. Dass ein Konzern einem Dienstleister freiwillig mehr Geld zahlt, ist laut Staatsanwaltschaft ein Beleg, dass Schlecker entsprechende Finanzmittel verschob. Die Stundensätze lagen bis 2011 bei 28,50 Euro und stiegen dann auf bis zu 30 Euro. Laut Gerichtsdokumenten hätte ein Stundensatz von nur etwa der Hälfte zur Kostendeckung ausgereicht.
Der Zeuge war bis 2012 - dem Jahr der Schlecker-Pleite - LDG-Geschäftsführer. Die Frage des Richters, ob er sich gewundert habe über die hohen Stundensätze, verneinte er. Er habe das nicht hinterfragt. "Ich habe mich gefreut, weil (es) meine Aufgabe (war), das Unternehmen rentabel zu gestalten." Im April hatte in dem Prozess bereits ein anderer früherer LDG-Geschäftsführer ausgesagt. Auch seine Aussage hatte nahegelegt, dass Anton Schlecker bei der LDG das Sagen gehabt haben soll.
Mögliches Verfahrensende für Schleckers Frau
Die Frau des früheren Drogeriemarkt-Chefs Anton Schlecker kann im Stuttgarter Strafprozess um die Insolvenz des Unternehmens indes mit einer Einstellung des Verfahrens gegen sie rechnen. Der Vorsitzende Richter am Landgericht machte am Montag deutlich, dass der Vorwurf der Beihilfe zum Bankrott gegen Christa Schlecker auf Basis der bisherigen Zeugenaussagen nicht zu beweisen sei.
Er verwies auf das Prinzip, im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden, und nannte ein mögliches Verfahrensende gegen sie als eine Option. Die Staatsanwaltschaft lehnte dies zunächst ab.
Die Drogeriemarkt-Kette war 2012 pleitegegangen, Zehntausende Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Die Anklage wirft Anton Schlecker unter anderem vor, vorsätzlich Vermögenswerte von mehr als 25 Mio. Euro an seine Familie verschoben und somit dem Zugriff der Gläubiger entzogen zu haben. Wegen möglicher Beihilfe sitzen auch Schleckers Frau Christa sowie die beiden Kinder Meike und Lars auf der Anklagebank.