Die USA werden das Laptop-Verbot auf Flügen in die Vereinigten Staaten wohl auch auf Europa ausdehnen. Der Sprecher des US-Heimatschutzministeriums, David Lapan, nannte eine Ausweitung des Verbots nicht allein auf Europa, sondern auf weitere Regionen am Dienstag "möglich". Eine Vertreterin des Ministeriums, Elaine Duke, wird am Mittwoch zu Gesprächen über das Laptop-Verbot in Brüssel erwartet.
Schon seit März dürfen Laptops und größere elektronische Geräte auf Flügen von acht muslimischen Ländern in die USA nicht mehr in die Kabine mitgenommen werden. Grund ist die Befürchtung, dass in ihnen Sprengsätze versteckt werden könnten. Bei einem Verbot für die gesamte EU wären laut dem Flughafenbetreiber-Verband ACI Europe mehr als 3250 Flüge pro Woche in die USA betroffen.
Der Sprecher des Heimatschutzministeriums verteidigte das Verbot: Die Behörden müssten mit den sich ändernden terroristischen Gefahren Schritt halten, sagte er. "Wie viele Versuche haben wir schon gesehen, ein Passagierflugzeug zum Absturz zu bringen - Unterhosenbomben, die Nutzung von Flüssigkeiten, von Druckerpatronen." Es sei die Pflicht der Behörden herauszufinden, "was die, die uns schaden wollen, als Nächstes tun werden, und sie versuchen aufzuhalten".
Die Pläne scheuchen Politik und Flugbranche auf: Die USA erwägen ein Handgepäck-Verbot für Laptops und andere elektronische Geräte. Die EU haben die Überlegungen kalt erwischt. Von dem Treffen in Brüssel erhoffen sich die Europäer Aufklärung. Ein Überblick:
BETROFFENE GERÄTE: Details der geplanten Auflagen für Flüge aus Europa sind noch unklar. Im März hatte die US-Regierung allerdings schon eine ähnliche Regelung für Direktflüge von zehn Flughäfen im Nahen Osten und Nordafrika in Kraft gesetzt. Sie gilt für sämtliche elektronischen Geräte, die größer als Mobiltelefone sind, also Laptops, Tablet-Computer, E-Book-Reader oder Kameras. Medizinische Geräte bleiben an Bord erlaubt. Großbritannien verhängte im März ein ähnliches Verbot.
ANLASS: Die USA scheinen sich auf Geheimdienst-Informationen zu stützen. Amerikanische Medien hatten Anfang April berichtet, Terrororganisationen hätten Methoden entwickelt, um Sprengsätze in Laptops und anderen elektronischen Geräten zu verbergen. Der Sprengstoff werde möglicherweise von den Scannern bei der Sicherheitskontrolle an Flughäfen nicht entdeckt. Die Medien beriefen sich auf Informanten aus der US-Bundespolizei FBI und andere Quellen aus Geheimdiensten.
NUTZEN: Was sich die USA von dem Kabinen-Verbot versprechen, ist aus europäischer Sicht schwer nachvollziehbar. Denn die Geräte würden ja weiterhin mitfliegen, nur eben im Frachtraum. Der europäische Pilotenverband European Cockpit Association fürchtet, dass solche Auflagen die Branche vom Regen in die Traufe führen. Denn wenn Passagiere ihre Tablets und Laptops nicht mit in die Kabine nehmen dürfen, fliegen im Frachtraum große Mengen von Geräten mit Lithium-Batterien mit, was als mögliches Brandrisiko gilt. Dadurch könnte der Frachtraum erst recht zum attraktiven Ziel für Terroristen werden, warnt der Verband.
AUSWIRKUNGEN: Sollte ein US-Verbot nur für bestimmte Flughäfen in Europa gelten, müssten diese einen erheblichen Wettbewerbsnachteil fürchten. Auf Reisende kämen wohl zusätzliche Kontrollen zu, außerdem müssten sie teures Gerät mit persönlichen oder auch sensiblen geschäftlichen Daten aus den Händen geben. Verlorenes Gepäck würde zu einem noch größeren Ärgernis als bisher. Geschäftsreisenden ginge auf langen Transatlantikflügen wertvolle Arbeitszeit verloren. Der Geschäftsreiseverband VDR rechnet deshalb mit Buchungsrückgängen.