Noch geht es im Hafen der griechischen Insel Skopelos beschaulich zu. Friedlich dümpeln die Fischerboote im Wasser, die ersten Touristen finden in den Tavernen mühelos einen Platz in der Sonne, die Wirte servieren gut gelaunt Tomatensalat und Tintenfischringe.

Es dürfte sich um die Ruhe vor dem Sturm handeln: Nach dem Rekordjahr 2016 mit rund 27,5 Millionen Touristen soll die Zahl der Griechenland-Besucher dieses Jahr auf bis zu 30 Millionen steigen.

Vor allem die deutschen Urlauber zieht es in diesem Jahr nach Hellas. Die Deutschen machen von jeher die meisten ausländischen Gäste Griechenlands aus - in diesem Jahr soll ihre Zahl noch einmal um rund eine Million auf drei Millionen steigen, schätzt das Athener Ministerium für Tourismus. Bei Franzosen, Briten und Österreichern steht Griechenland ebenfalls hoch im Kurs.

Warum Griechenland profitiert

Das Land profitiert von verschiedenen Faktoren: Von der unsicheren Lage in anderen beliebten Urlaubsländern wie der Türkei und Ägypten, aber auch davon, dass sich die Lage innerhalb Griechenlands in den vergangenen zwei Jahren beruhigt hat.

Zudem hat seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei der Flüchtlingszustrom stark abgenommen. Zwar erholt sich der Tourismus auf den besonders betroffenen Inseln Lesbos und Chios nur langsam, zumal dort immer noch viele tausend Flüchtlinge und Migranten unter schlechten Bedingungen ausharren müssen. Die Insel Kos jedoch verzeichnet bei den Buchungen wieder deutliche Zuwächse.

Griechenland braucht Geld dringend

Das Geld der Touristen kann das notorisch pleitebedrohte Griechenland gut brauchen. Rund 13 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftete die Branche 2016 - in diesem Jahr könnten es bis zu 50 Prozent mehr sein, heißt es beim Tourismusministerium, das zudem mit einem spürbaren Anstieg der Beschäftigten rechnet. Auch wenn es sich großteils um zeitlich begrenzte Saisonarbeitsplätze handelt, wäre das wenigstens eine zeitweise Entspannung für das Land mit der EU-weit höchsten Arbeitslosenquote von über 23 Prozent.

Gänzlich ungetrübt ist die Stimmung dennoch nicht, denn auch der griechische Tourismussektor ist von den umfassenden Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen betroffen, die die internationalen Gläubiger dem hoch verschuldeten Land abverlangen. In der Hotellerie etwa stieg der Mehrwertsteuersatz von 13 auf 24 Prozent.