Nachdem die Alitalia-Belegschaft mit klarer Mehrheit gegen einen Rettungsplan gestimmt hat, der die Streichung von circa tausend Jobs und die Reduzierung der Gehälter vorsieht, droht der maroden italienischen Airline das Aus. Der Plan wurde von 70 Prozent der 11.000 Alitalia-Beschäftigten abgelehnt.
Der Sanierungsplan sah den Abbau von 1700 Jobs beim Bodenpersonal und die Kürzung der Gehälter beim Flugpersonal von acht Prozent vor. Damit sollte der Weg geebnet werden, den Betrieb der italienischen Airline mit frischen Finanzspritzen der Anteilseigner aufrecht zu erhalten, die zu 49 Prozent der arabischen Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi gehört. Auch die heimischen Banken Unicredit und Intesa Sanpaolo zählen dazu. Ministerpräsident Paolo Gentiloni hatte kürzlich gewarnt, dass Alitalia ohne die Kürzungen nicht überleben könne. Eine Verstaatlichung des ehemaligen Monopolisten sei nicht möglich. Dennoch weigerte sich die Belegschaft, für den Rettungsplan zu stimmen, der unter anderem Kürzungen bei den Personalkosten in Höhe von 670 Millionen Euro in fünf Jahren vorsieht.
"Wahrer Selbstmord"
"Das ist ein wahrer Selbstmord für die ganze Airline", klagt ein Gewerkschaftssprecher. Die Belegschaft kritisiert das Management. Der vor einem Jahr eingesetzte australische CEO Cramer Ball sei gerufen worden, um die Airline zu sanieren, er sei jedoch gescheitert. "Jetzt wird er mit einer Abfertigung in Millionenhöhe das Unternehmen verlassen", kritisierte ein Alitalia-Pilot.
Kommt ein Sonderverwalter?
Nun startet der Aufsichtsrat der Fluggesellschaft mit der Prozedur, um die Gesellschaft unter Aufsicht eines Sonderverwalters zu stellen. Dieser könnte die Auflösung der Fluglinie beschließen oder sich auf die Suche nach Interessenten machen. Nicht ausgeschlossen wird, dass die ehemalige staatliche Airline zerstückelt verkauft wird. Der Alitalia-Board berät am Dienstagnachmittag über die weiteren Entwicklungen. Italienische Aktionäre Alitalias, wie die Bank Austria-Mutter UniCredit, hatten zuletzt betont, sie seien nicht mehr bereit, weiteres Geld in die Airline zu stecken. Insidern zufolge droht der Alitalia in wenigen Wochen das Geld auszugehen.