Post-Chef Georg Pölzl sieht keine wirtschaftliche Gesamtstrategie bei der Bundesregierung und ortet acht vergeudete Jahre bei der Entbürokratisierung. Statt über Umverteilung sollte die Regierung über Wertschöpfung nachdenken. Und den Druck auf die Sozialpartner deutlich erhöhen. "Ich halte ja die Sozialpartner für die größeren Blockierer als die Länder", so Pölzl im Interview mit dem "trend".
Der Druck der Mitglieder auf die Kammern reiche jedenfalls nicht, "weil sie ja auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite in der - ziemlich einzigartigen - Zwangsmitgliedschaft verhaftet sind". "Ich glaube, dass es mehr Druck von außen, mehr Druck von der Regierung auf das Kammersystem braucht", wird der Generaldirektor des teilstaatlichen Betriebes zitiert.
Von der Diskussion über Vermögens-, Erbschafts- und Reichensteuer hält Pölz nichts. "Wir sollten uns weniger Gedanken über Umverteilung machen als darüber, wie wir Wertschöpfung erzielen. Wir werden länger arbeiten müssen, im Alter vielleicht kürzer, aber dann bitte ohne vollen Lohnausgleich", so Pölzl. Laut Geschäftsbericht 2015 bezieht Pölzl, Jahrgang 1957, ein Gesamt-Jahreseinkommen von 1,28 Millionen Euro.
Kaske kritisiert Pölzls Kritik scharf
Mit scharfer Kritik reagiert AK Präsident Rudolf Kaske auf die Aussagen von Pölzl. "Pölzl sollte sich besser auf das Postgeschäft konzentrieren und sich nicht als Kommentator der Sozial- und Wirtschaftspartnerschaft versuchen", so Kaske. Die Sozialpartnerschaft sichere in Österreich einen Interessensausgleich, der Konflikte einfängt und so für stabile Rahmenbedingungen sorgt. Davon profitieren alle, auch Unternehmen wie die Post.
"Wie ich aus vielen Gesprächen mit den Post-Beschäftigten weiß, wird im Unternehmen an allen Ecken und Enden auf dem Rücken der Beschäftigten gespart und Personal teilweise ausgelagert", kritisiert Kaske. "Für mich ist daher zu hinterfragen, ob Pölzl sein Millioneneinkommen wert ist. Wenn der Post-Chef das Gefühl hat, in der Sozialpartnerschaft gehe zu wenig weiter, bin ich jederzeit zu einem Gespräch bereit, um seine Vorurteile auszuräumen."