Die Billigfluglinie Norwegian Air macht angestammten Airlines auf den lukrativen Atlantikstrecken stärker Konkurrenz. Ab jetzt werde Norwegian Flüge von Großbritannien und Irland an die US-Ostküste ab 65 Dollar für die einfache Strecke anbieten, teilte die in Oslo ansässige Fluglinie am Donnerstag mit.
Keine Großraumjets
Um die Kosten niedrig zu halten, setzt Norwegian als eine der ersten Fluglinien nicht mehr Großraumflugzeuge für die Ozeanüberquerung ein, sondern wesentlich kleinere Boeing-737-Jets. Die ursprünglich für Flüge innerhalb Europas oder der USA konstruierte Maschine wurde vom US-Hersteller überarbeitet und kann nun längere Strecken ohne Auftanken zurücklegen. Norwegian erhält die ersten Jets der neuen Version 737 Max im Mai.
Der Vorstoß hat das Potenzial, auf einer der meistbeflogenen Strecken im globalen Flugverkehr die Gewichte zu verschieben. Der Markt für Verbindungen zwischen Europa und Nordamerika wird von den drei großen europäischen Airline-Konzernen Air France-KLM, British Airways-Iberia und der Lufthansa sowie ihren amerikanischen Partnern kontrolliert.
Die isländische Wow Air bietet bereits Billigflüge über den Nordatlantik an, allerdings mit einem Stopp in der Hauptstadt Reykjavik. Bei 60 Millionen Passagieren auf diesen Routen gebe es noch Platz für Newcomer, hatte Wow Air voriges Jahr gesagt. Auch Norwegian steuert die USA aus Europa bereits direkt an, jedoch mit Langstreckenflugzeugen vom Typ Boeing 787.
Kleine Städte
Um die Ausgaben für den neuen Flugbetrieb niedrig zu halten, fliegt Norwegian von Großbritannien und Irland aus nicht die Großairports von New York und Boston an. Stattdessen geht es zu kleineren Städten in den Bundesstaaten New York, Rhode Island und Connecticut.
Der Amerika-Expansion von Norwegian war ein jahrelanger juristischer Streit vorausgegangen. Da Norwegen nicht EU-Mitglied ist, könnte die Fluglinien von ihrem Heimatland aus nicht so viele US-Verbindungen anbieten wie gewünscht. Deshalb wurde eine Tochter in Irland gegründet.
Fluggesellschaften und Gewerkschaften in den USA hatten aber beklagt, Norwegian zahle niedrige Gehälter und untergrabe Arbeitsstandards. Beendet wurde der Clinch erst im Dezember, als das US-Verkehrsministerium alle Landerechte erteilte. Seitdem darf der Irland-Ableger von Norwegian wie jede andere EU-Fluglinie alle Ziele in den Vereinigten Staaten anfliegen.