Die Verträge der US-Bankomatfirmen haben es in sich: Bei zu wenigen Abhebungen muss die Gemeinde Geld zuschießen. Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer protestiert. Er will bei Ausschreibungen Banken bevorzugen, die zumindest einen Bankomaten im Ort lassen.
Ö1 berichtet etwa von der 1300-Einwohner-Gemeinde Sankt Peter im Sulmtal in der Steiermark, wo Ende der 90er-Jahre die Raiffeisenfiliale zugesperrt hat. Einen Bankomaten gibt es dort erst seit drei Jahren wieder, betrieben wird er von der US-Firma First Data. Diese verlangt eine Mindestanzahl von 2000 Geldabhebungen. Die Gemeindebewohner schaffen aber nur knapp die Hälfte. Für jede fehlende Behebung zahlt die Gemeinde deshalb 40 Cent drauf.
"Für das Jahr 2015 haben wir, glaube ich, 5000 Euro bezahlt an Kosten", rechnete Bürgermeisterin Maria Skazel vor.
Änderungen bei der Vergabe
First Data betreibt in Österreich mehr als 1200 Geldausgabeautomaten. Gemeinsam mit einer weiteren US-Firma, Euronet, wird jeder siebente Bankomat von einem Drittanbieter betrieben. Euronet ist kürzlich wegen der Bankomatgebühren ins Gerede geraten: Der Anbieter verlangt seit Sommer an seinen rund 80 Automaten eine Gebühr von 1,95 Euro.
Gemeindebundpräsident Mödlhammer sieht es nicht ein, dass Gemeinden für ihren Bankomaten in den Steuertopf greifen müssen. Banken haben in seinen Augen einen Versorgungsauftrag im ländlichen Raum. "Es kann nicht so sein, dass das große Geschäft nur in den Ballungsräumen stattfindet und der ländliche Raum vernachlässigt wird", sagte er im ORF-Radio.
Sein Lösungsansatz: Er will bei der Vergabe von Geldleistungen die Nahversorgung als Kriterium hineinnehmen. Bei der Ausschreibung für Kredite oder Anlagen sollen also jene Geldhäuser bevorzugt werden, die einen Bankomaten im Ort lassen. Sie sollen "Pluspunkte" erhalten, so Mödlhammer. Es gebe diesbezüglich bereits Vorgespräche mit den Banken.