Die deutsche Bundesregierung hat sich in die Verhandlungen um eine mögliche Übernahme von Opel durch den französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroen eingeschaltet. Sie pocht auf den Erhalt der deutschen Standorte und Arbeitsplätze bei dem Autobauer.
Das deutsche Bundeskanzleramt, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) führten nun Gespräche mit der französischen Regierung.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werde dabei "über alle Schritte stets im Bilde sein", sagte Seibert. Zunächst seien aber die Fachminister am Zug. Eine offizielle Anfrage der PSA-Spitze für ein Gespräch mit Merkel gebe es bisher nicht. Merkel schließe ein Treffen mit PSA-Chef Carlos Tavares aber nicht aus.
Die deutsche Bundesregierung wurde von den Übernahme-Plänen überrascht. Sie ist verärgert, weil sie von den Unternehmen und offensichtlich auch von der französischen Regierung im Voraus nicht informiert worden war. Die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen warnte vor einer Hängepartie. Die Arbeitnehmer bräuchten rasch Klarheit.
Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und PSA Peugeot Citroen loten nach eigenen Angaben verschiedene Möglichkeiten zur Expansion und Kooperation aus. Auch ein Verkauf des GM-Europageschäfts mit Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall sei dabei möglich.
Opel hat rund 38.200 Mitarbeiter in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Das Traditionsunternehmen wurde 1862 in Rüsselsheim gegründet und 1929 vom US-Konzern General Motors übernommen. Opel hat in Deutschland Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern.
Fragezeichen in Österreich
Im österreichischen Werk in Wien-Aspern stellen rund 1.400 Mitarbeiter Getriebe und Motoren her. Zu den möglichen Auswirkungen auf das österreichische Werk gibt es noch keine Angaben. Die Motorenproduktion würde 2018 auslaufen.
GM-Chefin Mary Barra warb in einem Brief an die Opel-Mitarbeiter für einen Verkauf an PSA. Eine mögliche Übernahme würde PSA und Opel/Vauxhall - aufgrund der sich ergänzenden Stärken beider Unternehmen - in die Lage versetzen, ihre Positionen auf dem sich rasch verändernden europäischen Markt zu verbessern, schrieb Barra in dem Brief, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Zuvor hatte die "Allgemeine Zeitung Mainz" darüber berichtet. "Wir würden alles daran setzen, bei der Transaktion sicherzustellen, dass die Interessen aller Beteiligten gewahrt werden", schrieb Barra.
Zusammen mit dem Opel-Aufsichtsratsvorsitzenden Dan Ammann wollte sich Barra am Mittwoch zu Gesprächen am Stammsitz des Autobauers in Rüsselsheim treffen. Es seien anschließend keine Stellungnahmen geplant, sagte ein Opel-Sprecher. Einem Bericht des "Manager-Magazins" zufolge könnte es zudem um eine neue Elektro-Strategie gehen. Opel wollte dies nicht kommentieren.
PSA und Opel arbeiten bereits seit 2012 bei verschiedenen Projekten in Europa zusammen und waren zwischenzeitlich auch auf der Kapitalseite miteinander verbunden. Bei einer Übernahme würde PSA zum größten Autoproduzenten in Europa hinter Volkswagen aufsteigen.
Nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer stehen im Falle einer Übernahme von Opel durch PSA Tausende Jobs auf dem Spiel. Vor allem am Stammsitz Rüsselsheim könnten zentrale Einheiten verkleinert oder ganz abgebaut werden, weil ihre Aufgaben im Konzern übernommen werden könnten. Betroffen wären etwa der Einkauf, der Vertrieb, das Marketing sowie Teile des Entwicklungszentrums. Mindestens ein Drittel der rund 15.000 Jobs in Rüsselsheim stünde bei einer Übernahme zur Disposition.
Die Adam Opel AG hat als GM-Europatochter seit 1999 keinen Gewinn in Detroit abgeliefert und auch 2016 die Rückkehr in die Gewinnzone nicht geschafft. Stattdessen betrug der operative Verlust für 2016 rund 257 Mio. US-Dollar (241 Mio. Euro). Das war immerhin eine deutliche Verbesserung nach 813 Mio. Dollar Verlust im Jahr zuvor.