Im VW-Abgasskandal hat der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch einem Bericht zufolge mehrere Aufsichtsräte des Konzerns schwer belastet - darunter auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil von der SPD.
Die "Bild am Sonntag" berichtet, Piëch habe gegenüber der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt, Weil und weitere VW-Aufsichtsräte hätten bereits Anfang März 2015 von Hinweisen auf Abgasmanipulationen in den USA erfahren. Der Skandal war Mitte September 2015 öffentlich bekannt geworden.
Kürzlich hatte der "Spiegel" berichtet, Piëch habe Ex-Konzernchef Martin Winterkorn gegenüber der Staatsanwaltschaft Braunschweig belastet. Piëch gab demnach an, Ende Februar 2015 von einem Informanten den Hinweis erhalten zu haben, dass der Autobauer Abgaswerte manipuliere und deswegen ein großes Problem in den USA habe. Damit habe er Winterkorn konfrontiert.
Das berichtet nun auch die "Bild am Sonntag". Der Zeitung zufolge sagte Piëch aus, über sein Gespräch mit Winterkorn dem Präsidium des Aufsichtsrates berichtet zu haben. In dem Gremium saßen damals neben Weil auch Betriebsratschef Bernd Osterloh, der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber und Anteilseigner Wolfgang Porsche.
Der VW-Aufsichtsrat hat am Mittwochabend die Anschuldigungen scharf zurückgewiesen. In einer Stellungnahme hieß es, der Volkswagen-Vorstand werde mögliche Maßnahmen und Ansprüche gegen Piëch "sorgfältig prüfen". Möglich seien eine Strafanzeige sowie Schadenersatzansprüche gegen Piëch. Der 79-Jährige ist Miteigentümer von Porsche und damit auch Großaktionär von VW. Piëch war bis April 2015 langjähriger VW-Aufsichtsratschef und galt als mächtigster Mann bei Volkswagen. Er trat nach einem internen Machtkampf mit dem damaligen VW-Vorstandschef Martin Winterkorn zurück.
Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil erklärte, ihm seien die Vorwürfe Piëchs seit einigen Monaten bekannt. Auch er weist die Anschuldigungen zurück und sagt: "Tatsächlich hat es im Frühjahr 2015 von keiner Seite Hinweise an mich gegeben, Volkswagen nehme unzulässigerweise Einfluss auf Schadstoffwerte. Davon habe ich erst am 19. September 2015 erfahren. Jede anderslautende Darstellung ist schlichtweg falsch."