Die heiße Polit-Debatte rund um Bankomatgebühren vom heurigen Frühjahr hat die BAWAG relativ kalt gelassen, und viele ihrer Kunden damals offenbar auch. Denn die BAWAG führt bereits seit 4. Februar 2016 Konten bzw. Kontopakete, bei denen die Bankkunden ab zwei beziehungsweise sechs Automaten-Transaktionen im Monat 39 Cent pro Abhebung berappen. Sei das nun das Geldabheben oder sonstige Automatennutzungen.
Als "Transaktion" gelten demnach nicht nur Bargeldbehebungen von Geldausgabeautomaten, sondern etwa auch am Bankautomaten in Selbstbedienungszonen erledigte Zahlungsanweisungen und Einzahlungen aufs eigene Konto, wie aus den Kontounterlagen hervorgeht.
Größeren Ärger hat das Thema in der Bank gerade jetzt in diesen Wochen bei Kunden ausgelöst, die alte billige Konten bei der BAWAG P.S.K. unterhalten und die von ihrer Bank nun zum Umstieg gedrängt werden.
Konditionen gelten seit Februar
Eine Banksprecherin sagte heute: "Wir führen keine Bankomatgebühr ein. Wir haben einem Prozent unserer Kunden angeboten, auf ein günstiges, aktuelles und sehr transparentes Kontomodell umzusteigen. Wer ein einzelverrechnetes Konto haben möchte, weil er wenig Transaktionen hat, ist mit der KontoBox Small bestens bedient. Kunden mit mehr Transaktionen können zwischen drei weiteren Modellen entscheiden.“
Die Bank hielt heute zudem fest, dass die Kontoinhaber von in Kontomodellen enthaltenen Entgelten für Automatentransaktionen Kenntnis hätten. Sie seien durch Unterschrift unter die Kontoverträge auch akzeptiert worden.
Das billigste Paket ("Kontobox Small") erlaubt beispielsweise nur eine Automatentransaktion im Monat, ohne dass dafür die Zusatzgebühr verrechnet wird.
Bei der "Kontobox Medium" sind fünf Transaktionen pro Monat erfasst bzw. frei, jede weitere kostet 39 Cent. Bei der "Kontobox Large", wo die Kontoführung mit 9,90 Euro im Monat doppelt so viel kostet wie für das kleinste Kontopaket, sind alle Transaktionen und damit auch alle Bankomatabhebungen inkludiert.
Zwang zum Produktwechsel
Zu den jüngst ergangenen Schreiben an Bankkunden hielt die BAWAG heute fest, dass Inhaber von Gehalts-, Pensions- und Privatkonten, die aktuell nicht mehr im Angebot seien, ein Produktwechsel angeboten wurde. Den angeschriebenen Kunden würde zunächst das kleinste Kontomodell angeboten (Kontobox Small), da hier das Kontoführungsentgelt am ehesten dem alten Kontomodell entspreche, schrieb die BAWAG in einer Stellungnahme heute. Entspreche das Konto nicht den Kundenbedürfnissen, würden andere Modelle angeboten.
Der Kundenkreis sei sehr heterogen, er reiche von Wenignutzern bis zu Vielnutzern. Die Kontobox Small entspricht laut BAWAG eher einem Konto mit Einzelverrechnung.
Stöger kritisiert BAWAG-Vorgehen
Die aktuellen "Änderungskündigungen" von Konten und Kunden der BAWAG ärgern das Sozialministerium. Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) drängte am Donnerstag auf ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren.
Die Banken hätten angekündigt, dass sie keine Bankomatgebühren einführen, schon gar nicht für eigene Kunden, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Es würden nun aber doch von eigenen Kunden Spesen fürs Geldabheben verlangt. Der Sozialminister fühlt sich durch die Vorgangsweise in seinem Vorstoß auf ein Gesetz gegen Bankomatgebühren bestärkt. Ein Entwurf sei ausgearbeitet, der Vorschlag liege bei der ÖVP, man warte auf Zustimmung.
Nach Angaben des Sozialministeriumssprechers zeigt das Beispiel BAWAG außerdem, dass eine von Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) vorgeschlagene Kennzeichnung von gebührenpflichtigen Bankomaten völlig wirkungslos ist.