Rund 200 Millionen Euro weniger Kosten jährlich, viel weniger CO2 -Ausstoß, das sind die zwei größten Vorteile der neuen HBI-Anlage der Voestalpine in Corpus Christi, USA. In 28 Monaten setzte der Konzern mit 550 Millionen Euro die weltweit modernste Anlage zur Eisenbrikettierung an den Golf von Texas. Am Mittwoch wurde die bisher größte österreichische Investition in den USA gefeiert.

„Wir wurden nicht nur von der Politik, sondern auch von der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen“, betont Vorstandschef Wolfgang Eder. „Was immer vereinbart wurde, hielt. Zeitlich wie inhaltlich.“ So hatte die Voestalpine unter Einhaltung aller Umweltauflagen binnen eines Jahres Klarheit, dass sie bauen durfte.

Großer Kostenvorteil

Hier produziert der Konzern mit 190 Mitarbeitern ab jetzt „Hot Briquetted Iron“, HBI. Als Einzelstück ist dieser Rohstoff der Zukunft wie in Seifenform gepresst. Etwas länger und schmaler ist so ein Brikett, nur immens viel schwerer. Millionen davon werden ab jetzt im Tiefseehafen direkt neben dem riesigen Betrieb Richtung Koper oder Rotterdam verschifft. Aus Indien, Brasilien oder Schweden holen die Ozeanfrachter im Gegenzug das Rohmaterial Eisenschwamm ab, der hier mittels billigem Erdgas aufbereitet und dann gepresst wird. Von den zwei Millionen Tonnen Jahreskapazität gehen 800.000 Tonnen nach Linz und Donawitz. Der Rest ist für vier Jahre an andere Abnehmer verkauft. Bis zu 650 Millionen Euro Umsatz bringt das HBI im Jahr.

„Wir ersetzen so teurere Rohstoffe durch qualitativ höherwertiges und günstigeres Material“, so  Wolfgang Eder den Besuchern. Dass dabei 200 Millionen Euro Kostenvorteil jährlich herausschaut, liegt zum Großteil am Gaspreis, der in Österreich dreimal so hoch wäre. Auch die Logistikkosten seien günstig.

CO2 eingespart

Langfristig bereitet sich der Konzern mit dieser Großinvestition aber auf ein neues Zeitalter in der Stahlindustrie vor: HBI bietet große Potenziale, den Ausstoß des Treibhausgases CO2 weiter zu reduzieren. Statt Erdgas – bereits wesentlich umweltfreundlicher als Kohle – könnte demnächst auch Wasserstoff zum Einsatz kommen.

Bereits jetzt spart die Produktion von HBI mit Erdgas konzernweit fünf Prozent CO2. Sollten demnächst Verschmutzungsrechte empfindlich teurer werden, geht es da für die Voestalpine schnell um zweistellige Millionenbeträge. Wenn die Hochöfen künftig nicht mehr so wie bisher rauchen dürfen, ist HBI insofern eine Alternative, weil es auch in Elektro-Öfen zu hochwertigem Stahl geschmolzen werden kann. Bisher sind Elektroöfen in der Stahlindustrie vor allem noch Schrottschmelzen. Eder: „Mit Schrott ist Spitzenqualität, wie wir sie brauchen, aber nicht darstellbar. Das könnte sich mit HBI ändern. Für uns ist das ein zentrales Thema, mit dem wir uns intensiv beschäftigen.“ Gegen Standorte in Österreich könnten allerdings einmal mehr die hohen Energiekosten sprechen.

Neues Voestalpine-Werk in Texas: 550 Millionen Euro investiert