Für den insolventen Spezialmotorenhersteller Steyr Motors GmbH mit Sitz in der gleichnamigen oberösterreichischen Bezirksstadt gibt es zahlreiche Kaufinteressenten. Das gab Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Norbert Mooseder auf APA-Anfrage bekannt. Allerdings könne es eine Veräußerung erst geben, wenn der Sanierungsplan scheitern sollte.
Das Landesgericht Steyr hatte Ende November ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Die dafür zugrunde liegen Zahlen: 23 Mio. Euro Passiva, die Aktiva auf 14,7 Mio. Euro geschätzt, die Überschuldung somit rund 8,3 Mio. Euro. Die Pleite betraf 159 Mitarbeiter.
Im Insolvenzantrag des Unternehmens waren als Ursachen ein erfolgter Personalabbau, teilweiser Verlust von Schlüsselarbeitskräften sowie Rückgang der Produktion wegen Liquiditätsengpässen angeführt worden. Als Überbrückungshilfe wurde zwar von der chinesischen 100-Prozent-Eigentümerin, der Steyr Motors Investment Co., Ltd., eine Finanzspritze in Millionenhöhe zur Verfügung gestellt. Zuletzt hätten aber die mit der Alleingesellschafterin und potenziellen Investoren geführten Verhandlungen das Liquiditätsproblem nicht lösen können.
Sanierung geplant
Der Betrieb blieb aufrecht. Beabsichtigt ist, das Unternehmen weiter fortzuführen und mit einem Sanierungsplan zu entschulden. Der Insolvenzverwalter Mooseder berichtet, bei ihm hätten sich schon zahlreiche Kaufinteressenten gemeldet. Allerdings bestehe während des Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eine absolute Verwertungssperre. Zunächst gebe es eine erste Gläubigerversammlung und Allgemeine Prüfungs- und Berichtstagsatzung am 12. Februar. Dort habe er einen Bericht über die Vermögenslage und die mögliche Quote für die Gläubiger vorzulegen. Am 26. Februar sei eine Sanierungsplantagsatzung angesetzt. Dort ist die Entscheidung darüber beabsichtigt, ob das Unternehmen in der Lage sei sich selbst zu entschulden. Erst wenn der Sanierungsplan nicht angenommen werden sollte, könnte eine Verwertung erfolgen.
Aber parallel zu den laufenden Bemühungen sondiere er für eine Verwertung und teste den Marktwert. Immerhin hätten sich zahlreiche Interessenten gemeldet, Namen nannte jedoch nicht. Aber Betriebs-und Geschäftsgeheimnisse müssten vorerst gewahrt bleiben. Diese kritischen Daten würden bei einem möglichen Verkauf in einem gesicherten Datenraum deponiert, in den Interessenten als Grundlage für eine Kaufentscheidung Einblick nehmen können.
Rüstungsunternehmen Mowag
Als möglicher Käufer outete sich das Rüstungsunternehmen Mowag in Thurgau in der Schweiz gegenüber der "Handelszeitung". Die Österreicher liefern die Motoren für den Armeetransporter Duro. Die Sanierung dieser Fahrzeuge ist Teil des vom Schweizerischen Parlament beschlossenen Rüstungsprogramms 2015. Die Kosten des Geschäfts belaufen sich auf 558 insgesamt Millionen Franken (an die 490 Mio. Euro). Die Motorenproblematik sorgt nun für Verspätung. Der Kauf sei "zwar nicht unsere bevorzugte Variante, aber eine Option, die Lieferkette zu erhalten und für uns zu reaktivieren", wird Mowag-Chef Oliver Dürr zitiert. Laut Mooseder hat Mowag bisher nur über die Motorenlieferung verhandelt, sei zwar (noch) nicht als Kaufinteressent aufgetreten, könnte aber jederzeit "auf den Verkaufszug aufspringen".
Steyr Motors ist ein Traditionsunternehmen aus der gleichnamigen Stadt in Oberösterreich. Die Firma machte einen jährlichen Umsatz von knapp 45 Millionen Euro. Sie wurde 2001 als eigenständiges Unternehmen einer Investorengruppe rund um den früheren Generaldirektor der "Steyr Daimler Puch Werke" und Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher (SPÖ) sowie den Ex-Chef der Motorensparte von Magna Steyr, Rudolf Mandorfer, der auch als Geschäftsführer fungierte, gegründet. Zuvor war sie Teil von Steyr Daimler Puch und Magna.
Sie hat sich einen Namen mit der Entwicklung und Erzeugung von Monoblock-Motoren mit Hochdruck-Direkteinspritzung gemacht. Das sind Dieselmotoren, die keinen Extra-Zylinderkopf aus Aluminium und deshalb auch keine Zylinderkopf-Dichtung benötigen. Dieses Nischenprodukt sei leichter, kompakter, sparsamer und höher belastbar als die üblichen Dieselmotoren, nannte man als Vorteile. Der Einsatz der Triebwerke erfolgte im Marinebereich, bei Landfahrzeugen und Maschinen. Auch ein Hybrid-Antrieb für Sport- und Freizeitboote wurde entwickelt. 2012 wurde die Firma an eine chinesische Investorengruppe verkauft.