Einer der schillerndsten Manager der Automobilindustrie, Carlos Ghosn, wurde am Montag in Japan festgenommen. Der Autobauer Nissan teilte am Montag mit, der 64-Jährige habe Firmengelder für private Zwecke verwendet. Ghosn hält die Fäden in der Allianz der drei Autobauer Renault, Nissan und Mitsubishi in den Händen.

Ermittlungen gegen ihn wegen unzulässiger Praktiken liefen schon seit einigen Monaten. Der Verwaltungsrat werde vorschlagen, ihn als Vorsitzenden des Gremiums abzulösen: Schon diesen Donnerstag soll Ghosn vor die Tür gesetzt werden. Nissan-CEO Hiroto Saikawa spricht  von einem finanziellen Fehlverhalten Ghosns, das "schwer wiege und nicht hinnehmbar" sei.

Drohende Verhaftung in Japan

Zuvor wurde berichtet, Ghosn drohe wegen Verstößen gegen Finanzmarktregeln die Verhaftung. Der Zeitung „Asahi“ zufolge steht Ghosn im Verdacht, sein eigenes Einkommen in Jahresabschlüssen zu niedrig angesetzt zu haben, daher auch die Steuerhinterziehungsvorwürfe gegen ihn. Die Nachrichtenagentur Jiji berichtete, Ghosn habe weitere Vergehen begangen. Der öffentlich-rechtliche Sender NHK berichtete von Durchsuchungen bei Nissan. Ghosn sei wegen der Vorwürfe bereits verhört worden.

"Kosten-Killer"

Der in Brasilien geborene Franzose mit libanesischen Wurzeln hat den Bund aus den beiden japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi mit Renault zu ernstzunehmenden Rivalen aufgebaut, der es mit Branchengrößen wie Volkswagen und Toyota aufnehmen kann. Er war im vergangenen Jahr als Vorstandschef von Nissan zurückgetreten, um sich stärker um Renault und Mitsubishi zu kümmern. Den Verwaltungsrat von Nissan führt er weiter. Ghosn wird seit seiner Zeit an der Renault-Spitze „Le Cost Killer“ genannt und hat Nissan nach Jahren hoher Verluste und Schulden wieder auf Erfolgskurs gebracht.

Die Aktien von Renault fielen nach dem Bericht um zehn Prozent. Die in Frankfurt notierten Titel von Nissan brachen sogar um mehr als elf Prozent ein.