Die Metaller starten am 20. September in die Lohnverhandlungen. Spannung verspricht das nicht nur, weil die Sparte traditionell die erste ist, die in die Herbstlohnrunde geht, sondern vor allem deshalb, da die Stimmung nach der Einführung der neuen Höchstarbeitszeit von 12 Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche aufgeheizt ist. Zumindest bei den Gewerkschaftern. Sie haben bereits "harte Lohnverhandlungen" angekündigt.
Der Fachverband der Metalltechnischen Industrie ist am Dienstag mit Daten und Fakten an die Öffentlichkeit gegangen. Der Grund: Fachverbands-Obmann Christian Knill wünscht sich eine "seriöse Diskussion auf Basis einer fundierten und transparenten Datenbasis". "Die Lohnverhandlungen basieren im Wesentlichen auf folgenden Faktoren: der spezifischen Entwicklung unserer Branche, der gesamtwirtschaftlichen Produktivität, der Inflation und der Preisentwicklung auf den Exportmärkten", so Knill. Die aktuellen Wirtschaftsdaten gehen für 2018 von einem Produktivitätszuwachs von rund 1,4 Prozent aus, die Inflation liegt im Schnitt bei 2 Prozent und ist damit im europäischen Vergleich zu hoch, was vor allem an hausgemachten Faktoren liegt.
"Falscher Adressat für Drohgebärden"
Knill sieht in den Drohgebärden und Feindseligkeiten der Gewerkschaftsfunktionäre gegenüber einer pauschal diffamierten Industrie eine Gefahr für die Entwicklung der Branche. "Die KV-Verhandlungen sind nicht der richtige Ort, um Unzufriedenheiten mit der aktuellen Bundespolitik, etwa beim Arbeitszeitgesetz, zu demonstrieren. Da sind wir der falsche Adressat", so Knill.
Die Reform des Arbeitszeitgesetzes sei wichtig und notwendig für den gesamten Standort gewesen. "Sie hat allerdings kaum Auswirkung auf unseren Kollektivvertrag und greift nicht in die bestehenden Regelungen ein. Wir haben gemeinsam sehr vernünftige Lösungen entwickelt, etwa mit dem Zeitkontenmodell, und sehen daher wenig Handlungsbedarf beim Thema Arbeitszeit."
"KV entrümpeln"
Viel wichtiger, so Knill, sei für ihn ein neues Modell für den "Kollektivvertrag der Zukunft". Der Fachverband wolle daher die kommenden KV-Verhandlungen unter das Motto "KV 4.0" stellen, dabei gehe es vor allem um die Herausforderungen durch die Digitalisierung. "Die Lebensarbeitszeiten werden sich ändern, Aus- und Fortbildung wird noch viel mehr an Bedeutung erlangen und die Betriebe müssen langfristiger planen können", sagt Knill. Es sei hoch an der Zeit, den KV zu entrümpeln, er müsse beweglicher und einfacher werden, die Lohnfindung müsse fair, planbar und auf einer transparenten Datenbasis geschehen.