Die Casinos Austria sorgen seit einem Jahr nicht nur politisch für enormen Wirbel in der Republik, auch wirtschaftlich ist die Glückssträhne für das Unternehmen vorbei. Die Casinos sind zu einem echten Sanierungsfall geworden. Um das Überleben zu sichern, schneidet der Vorstand unter Bettina Glatz-Kremsner tief in den Personalstand des Unternehmens ein.
Rund 500 Mitarbeiter – die genaue Zahl dürfte erst nach den Verhandlungen mit dem Betriebsrat feststehen – müssen gehen. Angesichts des aktuellen Personalstandes von 1700 Mitarbeitern in Österreich ist das ein massiver Aderlass. Das Sanierungspaket mit dem Namen „ReFIT“ wurde am Mittwochnachmittag in einer Sondersitzung des Aufsichtsrates abgesegnet. An den insgesamt zwölf Casino-Standorten in ganz Österreich soll vorerst nicht gerüttelt werden. Einige Standorte werden strategisch neu ausgerichtet und verkleinert. Geht das Konzept nicht wie geplant auf, könnten aber auch Standorte aufgegeben werden.
40 Millionen Euro einsparen
Die größte Reorganisation in der Geschichte der Casinos Austria läuft über zwei Jahre. Durch die Reduktion vor allem von Personal-, aber auch Sachkosten sollen bis 2022 rund 40 Millionen Euro eingespart werden.
Zuletzt hatte die Coronakrise den Casinos massiv zugesetzt. „Doch auch bereits vor der Coronakrise war wegen der geänderten Rahmenbedingungen in unseren Casinos, in der Zentrale und nicht zuletzt wegen des Rauchverbots deutlicher Handlungsbedarf gegeben“, so Glatz-Kremsner.
Sazka unterstützt Pläne
Tatsächlich stehen die Zahlen bei den zwölf Casinos und den Automatenhallen inzwischen nur noch auf Rot. Sie schreiben Verluste, ebenso wie die Casinos Austria International. Zu anderen Bereichen der Gruppe, konkret den Lotterien, soll es künftig eine stärkere operative Trennung des Geschäfts geben. Das Lotto-Geschäft und die Online-Wetten sorgen im teilstaatlichen Unternehmen, das mehrheitlich der tschechischen Sazka-Gruppe gehört, nach wie vor für gute Gewinne.
„Das Management-Team hat unsere volle Unterstützung, um das Unternehmen wieder fit zu machen“, so Sazka-Chef Robert Chvatal. Für ihn geht es bei dem Sanierungsprogramm weder um Politik noch um die Nationalität der Aktionäre oder um Gewinnmaximierung, „sondern um die Vermeidung zukünftiger Verluste“, so der Sazka-Chef. „Es geht um die Rettung eines Unternehmens, das sich aufgrund seiner Struktur und der veränderten Welt in einer außerordentlich schwierigen Situation befindet“, sagt Chvatal.
Einst 3400 Mitarbeiter
Die Casinos waren viele Jahre im Mittelpunkt eines beispiellosen Tauziehens um die Mehrheit an der einst blendend verdienenden Gruppe mit insgesamt 3400 Mitarbeitern. Die Interessen des Novomatic-Konzerns an den Casinos und die Bestellung des FPÖ-Parteigängers Peter Sidlo in den Casino-Vorstand hatten im Zusammenhang mit dem Ibiza-Video enorme Brisanz erlangt. Der Verdacht des Postenschachers ist gerade Gegenstand eines Untersuchungsausschusses.
Erst vor zwei Wochen hat sich die tschechische Sazka-Gruppe endgültig die Novomatic-Anteile von 17,2 Prozent einverleibt und dafür angeblich 100 Millionen Euro gezahlt. Sazka ist jetzt mit knapp 55,5 Prozent der mit Abstand größte Aktionär der Casino-Gruppe. Die Republik Österreich hält noch 33,2 Prozent der Anteile.
Claudia Haase