Die mutmaßlichen Luftbuchungen beim insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard sollten nach einem Bericht wohl auch auflaufende Verluste im Kerngeschäft kaschieren. In Europa und Amerika hätten die direkt unter Wirecard-Kontrolle stehenden Gesellschaften seit Jahren rote Zahlen eingefahren, berichtete "Financial Times" (FT) unter Berufung auf Anhänge zur Sonderbuchprüfung durch KPMG.
2018, als Wirecard in den Dax aufstieg und die Commerzbank im Leitindex ersetzte, hätten die Geschäfte unter direktem Einfluss Wirecards einen operativen Verlust von 74 Millionen Euro gemacht. Auch im Jahr davor habe Wirecard in den Bereichen Geld verloren, während die offiziellen Geschäftszahlen für den Gesamtkonzern stetig steigende Gewinne auswiesen. Das Unternehmen wollte die Informationen der Zeitung nicht kommentieren.
1,9 Milliarden nie existiert
Wirecard hatte nach mehrfachen Verzögerungen des Geschäftsberichts für das vergangene Jahr Mitte Juni einräumen müssen, dass rund 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten auf den Philippinen mit großer Wahrscheinlichkeit nie existiert haben. Das Geld war offiziell für das sogenannte Drittpartnergeschäft in Asien vorgesehen, über das Wirecard nach eigener Darstellung Geschäfte in Ländern ohne eigene Lizenz abwickelte. Inzwischen hat Wirecard Insolvenz angemeldet, Milliarden an Börsenwert wurden vernichtet.