In den vergangenen Jahren sind weite Bereiche der für die Steiermark und Kärnten so bedeutenden Mikroelektronik-Industrie kräftig gewachsen – riesige Investitionen inklusive. Im Sog der trüben gegenwärtigen Konjunkturkulisse kämpfen aber auch die Branchenkaiser vielfach mit einer Absatzflaute. Die internationale Fachtagung EBSCON, ausgerichtet vom bundesländerübergreifenden Silicon Alps Cluster unter der Leitung von Geschäftsführer Robert Gfrerer, setzte dennoch auf ein Kontrastprogramm.

Unter dem Titel, „Curiosity“ (übersetzt „Neugier“) werden Innovations- und Forschungsleistungen der Branche in den Fokus gerückt. Sabine Herlitschka, Vorstandschefin von Infineon Austria, spricht von einer „Leistungsschau, Neugierde und Forschungsgeist sind die treibenden Kräfte für Innovation“.

TU-Rektor Horst Bischof, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Robert Gfrerer (Silicon Alps Cluster)
TU-Rektor Horst Bischof, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Robert Gfrerer (Silicon Alps Cluster) © Ebscon

Diese sei „gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtiger denn je“. Herlitschka verweist darauf, dass Österreichs Industrie im bereits dritten Rezessionsjahr stecke. Entsprechend bedeutend sei ein Umfeld, das Innovationskultur begünstige. Insgesamt würden hohe Energiekosten und der regulatorische Rahmen belasten, „der Green Deal ist richtig“, aber er müsse nicht nur die Transformation, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit vorantreiben, so Herlitschka.

Löhne stiegen binnen drei Jahren um 25 Prozent

Auch der Umstand, dass die KV-Löhne in der Elektronikindustrie binnen drei Jahren um 25 Prozent gestiegen seien, „ist in dieser globalen Industrie sehr anspruchsvoll“, Stichwort Wettbewerbsfähigkeit. Dennoch komme der Forschung und Entwicklung ein immenser Stellenwert zu, eine Schlüsselrolle würden Kooperationen in Clustern, Netzwerken sowie mit Hochschulen spielen. Im Silicon Alps Cluster seien mittlerweile 140 Partner-Unternehmen und -Organisationen vernetzt.

Das greift auch Horst Bischof, Rektor der TU Graz, auf. Die Universitäten seien „home of curiosity“, also die Heimat der Neugierde. Es sei das Selbstverständnis der TU, Forschungsergebnisse auch zur Wirkung und damit in die Wirtschaft zu bringen. Dafür seien auch Netzwerke entscheidend, „wir brauchen auch die Infineons und AVLs der nächsten Generation“, so Bischof. Daher sei Aus- und Weiterbildung entscheidend.

Infineon-Chefin Sabine Herlitschka
Infineon-Chefin Sabine Herlitschka © Infineon

Ein internationales Projekt bringt die Wissenschaft zurzeit besonders nahe zur Wirtschaft. Unter Leitung der TU Graz arbeiten 15 Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen, um dringend benötigte Fachkräfte für die Halbleiterbranche auszubilden. Die EU fördert das Vorhaben mit mehr als sieben Millionen Euro, die Studiengänge legen ihren besonderen Schwerpunkt auf Entwicklung und Fertigung von besonders nachhaltigen und energieeffizienten Mikrochips.

Koralmtunnel als Beschleuniger

Was durch solche Brückenschläge herauskommen kann, skizziert wiederum Herlitschka anhand konkreter Beispiele. „Fast jeder von Ihnen trägt anschauliche Beispiele für die Bedeutung von ‚Curiosity‘ in der Unternehmenskultur gerade bei sich: Silizium-Mikrofone von Infineon, die heute in nahezu jedem Smartphone oder In-Ear-Kopfhörer weltweit verbaut sind. Begonnen hat diese Entwicklung mit einer Dissertation, heute ist Infineon mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent Weltmarktführer.“ Gemeint sind sogenannte MEMS-Mikrofone, also winzige Mikros, die Schallschwingungen in elektrische Signale umwandeln.

Ein weiteres Beispiel für strategisch geförderte Innovationen sei der erst Mitte September präsentierte Meilenstein für die Branche, die weltweit erste 300-Millimeter-Galliumnitrid (GaN)-Power-Technologie von Infineon. Infineon gilt als weltweit erstes Unternehmen, das diese – in der Leistungselektronik bahnbrechende – Technologie in einer bestehenden, skalierbaren Hochvolumenfertigung beherrscht.

Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl zeigt sich überzeugt, dass durch den Koralmtunnel Kärnten und die Steiermark „zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zusammenwachsen“. Dadurch, so ihre Überzeugung, steigere sich die „internationale Sichtbarkeit und Attraktivität für hoch qualifizierte Fachkräfte weiter“.