Der Tourismus verzeichnet Rekordwerte bei den Nächtigungen, spürt aber die Konsumzurückhaltung der Gäste. Unter Berücksichtigung des heurigen Schalttages im Februar und der frühen Osterferien im März fallen auch die gestiegenen Nächtigungszahlen im Jahresvergleich bescheidener aus, so die aktuelle Tourismusanalyse des Wifo. „Die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Branche sind zwar optimistischer, bleiben jedoch weiterhin eher verhalten“, heißt es von den Ökonomen.

In der abgelaufenen Wintersaison habe es zwar eine große Nachfrage, aber kaum Dynamik bei den realen - also um die Inflation bereinigten - Umsätzen gegeben. Die Nachfrage erreichte von November 2023 bis März 2024 mit über 17,6 Mio. Ankünften und rund 64,5 Mio. Nächtigungen erneut Spitzenwerte. Diese Zahlen entsprachen fast den Höchstständen des Vergleichszeitraums 2018/19.

Umsätze konnten nicht mithalten

Bereinigt um die Kalendereffekte fallen die Zuwächse aber deutlich geringer aus: Die bereinigten Werte für die Nächtigungen im Februar und März 2024 ergeben demnach einen Anstieg von nur 2,3 bzw. einen Rückgang von 12,1 Prozent. „Die Gesamtnachfrage von November 2023 bis März 2024 würde damit nahezu auf dem Niveau von 2022/23 stagnieren“, heißt es in der aktuellen Analyse des Wirtschaftsforschungsinstitutes.

Kalenderbereinigt falle das Umsatzwachstum noch deutlich geringer aus: Statt nominell (inklusive Inflation) um 10,2 würden die Umsätze nur um 4,8 Prozent steigen, real (inflationsbereinigt) statt plus 2,7 sogar minus 2,5 Prozent betragen. Fazit der Ökonomen für die Wintersaison: „Die Umsätze im Tourismus konnten mit der mengenmäßigen Nachfrage nicht Schritt halten.“ Das Wifo rechnet vor: „Seit der Vorkrisenperiode 2018/19 sind damit die Einnahmen der österreichischen Tourismuswirtschaft zwar um knapp ein Fünftel gestiegen, bereinigt um steigende Preise ergeben sich jedoch Einbußen von 11,7 Prozent.“

„Qualität statt Quantität“

Für den Sommer ist jedenfalls Optimismus angesagt. Es werden fast durchgehend höhere Nächtigungszahlen erwartet, es wird ein Wert knapp über dem Rekordniveau des Vorjahres erwartet. „Diverse Befragungen unter Urlaubsgästen zeigen jedenfalls eine hohe Reisebereitschaft, gleichzeitig könnte aber die aktuelle Konjunkturlage in Österreich und auch in Deutschland, dem wichtigsten Quellmarkt Österreichs, die Ausgabefreudigkeit der Gäste weiterhin dämpfen“, so das Wifo.

Die reale Umsatzentwicklung werde daher voraussichtlich nicht mit der Dynamik der Ankünfte und Nächtigungen Schritt halten können. Daher die Empfehlung der Wirtschaftsforscher: „Es ist wichtiger denn je, auf Qualität statt Quantität zu setzen. Eine breite Angebotspalette, die sowohl höherpreisige als auch preisgünstigere Urlaubsalternativen umfasst, wird entscheidend sein.“

Bei den Hoteliers ist die Stimmung jedenfalls wechselhaft. Laut dem Wifo-Konjunkturtest zur Einschätzung der aktuellen Lage fiel der Saldo aus positiven und negativen Nennungen im April erstmals seit Februar 2022 wieder negativ aus. „Die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Branche sind zwar optimistischer, bleiben jedoch weiterhin eher verhalten“, schreibt dazu das Wifo.