„Das Dach steht in Flammen“, „ein letzter Weckruf“ – so leitete Volkswagen-Marken-Chef und Volumenschef (Seat, Cupra, Skoda) Thomas Schäfer vor wenigen Wochen den Kurswechsel in seinem Bereich ein.
In einem Interview mit der Kleinen Zeitung hatte er dies auch bestätigt: „Meine Weckrufrede war so zu verstehen, dass allen bei Volkswagen bewusst sein muss, dass wir Handlungsbedarf haben, um unsere Marke auch wirtschaftlich auf solide Beine zu stellen.“
Trotz der 1,6 Milliarden Euro Gewinn, die VW zuletzt gemacht hatte: „Das ist in der Transformation nicht genug. Das reicht nicht, um uns alles leisten zu können, was an notwendigen Investitionen für die E-Mobilität und neuen Entwicklungen ansteht. Wie sieht die Zukunft aus, welche Modelle brauchen wir, damit wir wieder 100 Prozent VW sind? Und zwar mit jedem neuen Auto, das wir bringen? Mit 3,5 oder vier Prozent Marge ist das nicht zu finanzieren. Wir brauchen bis 2026 die sechseinhalb Prozent Marge, damit wir uns das alles überhaupt leisten können.“ Und: „Wir wollen nicht am Produkt sparen. Ganz im Gegenteil. Wir haben in den letzten Jahren in den Prozessen und in den Strukturen Ballast aufgebaut. Wir entscheiden Dinge über vier, fünf Stufen, das dauert viel zu lange…“
Kritische Situation, knallhartes Jahr
Jetzt schlug er aber bei einer internen Veranstaltung einen noch schärferen Ton an. Die Wortwahl muss man freilich auch im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit dem Betriebsrat sehen. „Die Situation ist sehr kritisch“, betonte Schäfer. Im Online-Portal „Der Spiegel“ wird weiters aus der Veranstaltung zitiert, etwa, dass die Auftragseingänge bei den Elektro-Autos unter den Erwartungen lägen. „Es gibt keinen Grund zur Entwarnung: Auch 2024 wird ein knallhartes Jahr für die gesamte Autoindustrie und für die Marke VW“, soll Schäfer laut „Der Spiegel“ gesagt haben.
Und: „Wir sind in der Verwaltung zu teuer, in den Werken nicht produktiv genug und liegen bei den Kosten deutlich über dem Wettbewerb.“ Nun gehe es um kritische Maßnahmen, auch beim Personal.
VW-Personalvorstand Gunnar Kilan brachte dabei das Thema Altersteilzeit ins Spiel. „Wir müssen die demographische Kurve konsequent als Vorteil begreifen“, sagte er. Das bedeutet: Abbau über Alterszeilzeit und Ruhestandsregelungen.
Das sagt der Betriebsrat
Wie viele Stellen wegfallen sollen, ließen die beiden Spitzenmanager offen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo betonte, dass es kein Abrücken von den Tarifverträgen und der Beschäftigungssicherung bis 2029 geben dürfe. Management und Betriebsrat verhandeln derzeit über das Effizienzprogramm, das insgesamt 10 Mrd. Euro einbringen soll. Bisher gebe es noch keine Entscheidungen, hieß es in der Meldung im Intranet.
Aber deutlich wurde auch: Andere Konzerne würden in dieser Situation Werke schließen, das plant die Marke Volkswagen nicht.
Volkswagen ist mit solchen Situationen vertraut und Schäfer ist nicht der erste Manager, der sich daran abarbeitet. 1993 kam es zum ein Beispiel zu einer noch kritischeren Situation. Damals einigte sich der legendäre VW-Chef Ferdinand Piech mit dem Betriebsrat auf eine Viertage-Woche und ein flexibles Arbeitszeitmodell, so konnten Entlassungen vermieden werden. Und Volkswagen konnte so Kraft holen für schwierige Zeiten.