Zwölf Tonnen Hochtechnologie von einem Ort zum anderen zu bekommen, gilt logistisch als Herausforderung. Für „Axis Flight Training Systems“ ist es Alltag, zählt das Lebringer Unternehmen doch zu den wenigen ausgewiesenen Experten für die Herstellung modernster Flugsimulatoren. Der aktuellste fand den Weg nach Zürich, wo die „fliegende Intensivstation“ (Axis) jetzt von der Schweizer Flugrettungswacht Rega in Empfang genommen wurde. Dort soll die steirische Technologie fortan als Herzstück der Pilotenausbildung dienen.
Den 27 Rega-Jetpiloten, jährlich holen sie rund 1000 verunfallte oder erkrankte Personen aus dem Ausland retour, werde so ermöglicht, „jedes erdenkliche Szenario – vom Strömungsabriss über den Schneesturm bis hin zur Bruchlandung – realitätsnah in einer sicheren Umgebung zu trainieren“, erklärt Christian Theuermann, Mitglied der Axis-Geschäftsleitung.
Drei Monate langer „Testflug“
Besonders herausfordernd sei gewesen, dass der Hersteller keine Daten zum Flugverhalten des entscheidenden Flugzeuges, einer Bombardier Challenger 650, veröffentlicht. Bei Axis versuchte man, das als Chance zu sehen, wie Michaela Froelich, zuständig für den technischen Vertrieb, im Gespräch schildert. Die Steirer charterten eine Maschine, statteten sie mit allerhand Sensorik und Messgeräten aus und erhoben so drei Monate lang selbst penibelst Datenmaterial. Die Bandbreite ist riesig und reicht von aerodynamischen Werten über spezielle Turbinendaten bis hin zu zahlreichen Temperaturmessungen und dem Erfassen akustischer Daten.
Erst so gelang es, „äußerst genaue Flugmodelle zu erstellen, die das tatsächliche Flugverhalten detailliert nachbilden“, erzählt Froelich. Zugleich beschaffen sich die Steirer damit ein Alleinstellungsmerkmal. Weltweit gäbe es in dem Markt für Hightech-Simulatoren zurzeit drei prägende Unternehmen, wovon mit Axis nur eines „unabhängig von den großen Herstellern agiert“, sagt Christian Theuermann. Man „öffne dadurch den Markt“.
Auf Delle folgt ein Höhenflug
15 „Full Flight“-Simulatoren lieferte Axis bereits aus, nach einer „Delle“ (Theuermann) in den vergangenen Jahren läuft das Geschäft der Steirer jetzt wieder auf Hochtouren.
Simulatoren im Gesamtwert von über 100 Millionen Euro seien laut Axis aktuell in der Projekt-„Pipeline“. Zu sechs beauftragten Projekten im Gesamtwert von 60 Millionen Euro gesellen sich noch Projekte in Höhe von 40 Millionen Euro, deren Beauftragung „unmittelbar bevorstehe“. Unter den neuen Aufträgen sind Simulatoren des Typs Bombardier Challenger 350 für die Aviation Academy Austria oder des Turboprop-Regionalflugzeugs ATR 600 für einen Kunden in den USA.
Belegschaft vor Aufstockung
Axis generiere mit diesen Aufträgen „nicht nur eines der größten Volumina in der jüngeren Geschichte der steirischen Luftfahrtbranche“, sondern avanciere auch „zum Vorbild für zukunftsorientierte Entwicklungen in der internationalen Luftfahrtindustrie“, lässt dazu Karl Hartleb, Geschäftsführer des Internationalisierungscenters Steiermark (ICS), wissen.
In Lebring führt all das zurzeit zu einer wachsenden Belegschaft. Knapp 100 Mitarbeitende zählt Axis heute, „aktuell suchen wir händeringend 20 neue Mitarbeiter“, sagt Christian Theuermann.