Nach Ansicht des deutschen Handelsexperten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein deuten alle Signale zu René Benkos Firmengruppe darauf hin, „dass es nicht nur Zahlungsschwierigkeiten gibt, sondern das Unternehmen kurz vor einer Insolvenz unter Umständen steht“. Der Sanierer Arndt Geiwitz werde zunächst Transparenz schaffen und die Banken beruhigen müssen, sagte Heinemann am Donnerstag im Ö1-Mittagsjournal.
Ob Geiwitz das gelingen werde, sei jedoch fraglich, so Heinemann. In den nächsten Wochen stünden etliche Refinanzierungen an, und die Banken seien von der deutschen Bankenaufsicht angewiesen worden, „genauer hinzuschauen, was offensichtlich in der Vergangenheit nicht der Fall war. Und da wage ich zu bezweifeln, dass die Banken einfach nur durch ein Schönreden sich hinhalten lassen.“
Die Signa-Gruppe hat die Aussagen von Heinemann über eine mögliche Insolvenz am Donnerstagabend indes als „tatsachenwidrige Behauptung“ zurückgewiesen, die „massiv kreditschädigend“ sei. An den Behauptungen des „angeblichen Handelsexperten“ bestehe kein öffentliches Interesse, zumal dieser über keinerlei unmittelbare Informationen zu Signa verfüge und kein Kontakt zu ihm bestehe, erklärte Signa-Anwalt Peter Zöchbauer gegenüber der APA.
Vieles sei bei dem Firmengeflecht von rund 1000 Firmen unklar, so der Experte. Zwischen diesen Firmen würden auch Geschäfte laufen und die gegenseitigen Haftungen seien nicht geklärt. Unklar ist vorerst auch noch, um welche Summen es genau geht. Die kolportierten 200 bis 400 Millionen Euro sollen laut Heinemann „angeblich der Betrag sein, der noch im November fällig ist“, bis Jahresende sollen es „bis 1 Milliarde und mehr“ sein.
Da Benko kein offizielles Amt innehabe, sei auch unklar, wovon er sich jetzt eigentlich zurückziehe. „Die Stimmrechte seiner Anteile – über 50 Prozent – sind wohl noch nicht übertragen. Er besitzt ja indirekt über seine Stiftung die Mehrheit, und da ist noch nichts übertragen worden, was man hört. Gerede ist das eine und Fakten und Tatsachen das andere.“
Wenn Benko „jemanden aus dem Hut zaubern könnte“, etwas aus dem Nahen Osten oder einen russischen Oligarchen, „dann hätte er das schon geschafft, das sieht nicht so aus“, meinte Heinemann. Bei den Immobilien gebe es einen hohen Abwertungsbedarf mit einem enormen Risiko für die Banken. Daher werde Geiwitz möglicherweise einen außergerichtlichen Vergleich schaffen, quasi ein außergerichtliches Insolvenzverfahren. „Allerdings in dem Aufruhr und der Intransparenz, die vorliegt, glaube ich eher an ein echtes Insolvenzverfahren, zumal ja schon seit einigen Wochen keine Zahlungen mehr erfolgen, die erfolgen müssten.“