EZB-Vize Luis de Guindos lehnt Diskussionen über Zinssenkungen aufgrund immer noch unsicherer Inflationsaussichten ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse vielmehr umsichtig und vorsichtig sein, sagte der Stellvertreter von EZB-Chefin Christine Lagarde der slowenischen Wirtschaftszeitung „Finance“ in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Denn in den nächsten Monaten gebe es einige Risiken für die Inflationsprognose.

„Jede Diskussion über eine Senkung der Zinssätze ist eindeutig verfrüht“, sagte de Guindos. Die EZB werde weiterhin von Sitzung zu Sitzung über die Zinsen entscheiden und dabei datenabhängig vorgehen. Zugleich dürften die Leitzinsen in der Eurozone nach Worten von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Gallhau auf ihrem Höhepunkt angekommen sein. Die Zinsen dürften nur im Falle eines weiteren „Schocks“ weiter steigen, sagte Villeroy de Gallhau am Donnerstag im französischen Radio.

Inflation in Eurozone bei 2,9 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent für die Eurozone an. Zuletzt hatte sich die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Oktober nur noch um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 4,3 Prozent im September. Auch die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, nahm im Oktober auf 4,2 Prozent ab nach 4,5 Prozent im September. Dieses Maß wird von der EZB genau verfolgt, da es zugrunde liegende Inflationstrends gut erfasst. In Österreich liegt die Inflationsrate weiterhin über dem Schnitt der Eurozone, der EU-Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) erreichte hierzulande im Oktober 4,9 Prozent.

„Wir werden sehen, wie sich die Dinge Monat für Monat entwickeln“, sagte de Guindos. Die EZB hatte zuletzt eine Zinspause eingelegt und den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz bei 4,00 Prozent belassen - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion. Laut de Guindos ist der Ansatz der Notenbank gegenwärtig, die Zinssätze lange genug auf einem die Wirtschaft bremsenden Niveau zu halten, um das Inflationsziel zu erreichen.