Wenn Wolfgang Deutschmann über sich sagt, dass er „eigentlich nichts wirklich kann“, aber dafür „nur relativ viel oberflächlich“, ist das natürlich eine ziemliche Untertreibung. Zugleich trifft es irgendwie auch zu, jedenfalls ist die Vita des Steirers außergewöhnlich.
In Wies tüftelt der damals gerade einmal 18-jährige HTL-Absolvent und spätere Studienabbrecher Deutschmann mit einem Schulkameraden an einer Plattform für Kleinstinvestoren. 2013 geht „Green Rocket“ online, nur kurz später gilt man als eines der wichtigsten Crowdinvesting-Puzzlesteine im deutschsprachigen Raum. Deutschmann & Co. erweitern das Portfolio, nehmen 2015 neben den „grünen“, nachhaltigen, Projekten auch Immobilienprojekte ins Portfolio („Home Rocket“) und lassen die Rakete weiter abheben. Ein Baukörper des Grazer Großprojektes „Brauquartier“ generiert eine Million Euro durch die „Crowd“, ab 2016 finden nicht nur Start-ups, sondern auch etablierte Klein- und Mittelunternehmen den Weg auf die Plattform („Lion Rocket“).
43.000 Rockets-Investorinnen und -Investoren
Ein Dreiklang, der speziell in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stimmig ist, wie Deutschmann erzählt. Während die Immobilienprojekte dieser Tage schwächeln, ziehen die „grünen“ Energieprojekte an. Heute sind bei den Rockets 43.000 Investoren registriert und 35 Mitarbeiter beschäftigt. 376 Kampagnen wurden erfolgreich finanziert, mehr als 190 Millionen Euro aufgestellt.
„Ich bin gut, Bausteine zusammenzufügen und die richtigen Leute zusammenzuführen“, sagt Wolfgang Deutschmann in seinem Büro am Grazer Dietrichsteinplatz, das früher einmal seine Wohnung war. In der Rolle als Baumeister ist der Unternehmer zurzeit besonders gefragt. Wieder einmal. Bei den Rockets schied Deutschmann im Sommer operativ aus und wechselte ins strategische Beratungsgremium. Die größte Konzentration legt der Jungunternehmer jetzt auf sein neues Start-up Taxado, das zur von Deutschmann 2016 gegründeten Online-Marketing-Schmiede „ado New Media“ gehört.
Mehr als „nur“ Jobbörse
Taxado soll künftig als digitale Plattform Arbeitssuchende im Bereich der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung mit österreichischen Kanzleien zusammenbringen. Wobei Taxado mehr als „nur“ Jobbörse sein will. Es gehe auch darum, „Wissens- und Informationsdefizite abzubauen“, sagt Wolfgang Deutschmann. Die Branche hätte zu Unrecht ein „manchmal verstaubtes Image“. Via TikTok, Youtube oder Instagram will Taxado deswegen fortan auch launige Geschichten aus dem Alltag der Kanzleien erzählen, die die Vielseitigkeit der Jobs aufzeigen sollen. Beim Zusammenführen von vakanten Stellen und Bewerbungen setzt das Start-up auf eine speziell trainierte Künstliche Intelligenz. Inhaltserstellung auf der einen, Jobbörse auf der anderen Seite: „Wir wollen so etwas wie ein LinkedIn für die Steuerberatung werden“, fasst Deutschmann in Anlehnung an die US-Plattform die Geschäftsidee zusammen.
Offiziell starten wird Taxado am 8. November. Schon jetzt ist die Nachfrage laut Wolfgang Deutschmann aber groß. 115 Kanzleien hätten sich bereits für ein kostenpflichtiges Premium-Profil vorregistriert. „200 bis 300“ offene Stellen will Taxado zum Start listen.