Und plötzlich haben sie festgestellt: "Das passt einfach nicht für mich." Bei Jakob Krauss kam die Erkenntnis im ersten Jahr seines Jus-Studiums. Bei Gabriel Schmidt war es der Fünfer in Latein, in der sechsten Klasse des Gymnasiums, der zum Abbruch führte. Theresa Bischof war im Jahr 2014 nach knapp zweieinhalb Monaten in ihrem damaligen Lehrberuf an jenem Punkt angekommen, "ich habe mich im Betrieb sehr wohlgefühlt, aber gemerkt, dass ich lieber etwas anderes lernen möchte". Ihr Arbeitgeber, die Stahl Judenburg, ermöglichte gewissermaßen einen fliegenden Wechsel. Eine Win-win-Situation. Ihre Lehre zur Zerspanungstechnikerin meisterte sie schließlich mit Bravour, Bischof erhielt dann auch noch die Chance, die Ausbildung zur Werksmeisterin anzuhängen. Heute ist sie CNC-Dreherin in der Instandhaltung – und nach wie vor begeistert. "Jeder Tag bringt eine neue Herausforderung, am Ende jeder Schicht sehe ich, was ich geschaffen habe, sehe die Fortschritte, lerne neue Technologien kennen – es wird nie langweilig und ist eine ständige Weiterentwicklung."
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"Arbeiten mit den Händen"
Auch bei Jakob Krauss war es zunächst ein Abbruch, der letztlich den Weg zu einer beruflichen Erfüllung in der Industrie geebnet hat. Nach seiner Matura in Graz hat er Rechtswissenschaften an der Uni inskribiert, letztlich konnte er sich mit dem Hörsaal-Ambiente aber nie wirklich anfreunden, "es war mir zu theoretisch, mir hat vor allem das Praktische gefehlt". Ein Ferialjob bei der Brau Union hat seine Sehnsucht "nach dem Arbeiten mit den Händen" weiter verstärkt. Eine Lehrlingsmesse und Schnuppertage beim Intralogistik-Spezialisten SSI Schäfer später war für ihn klar, dass er eine Berufsausbildung starten möchte. "Ich habe bei SSI Schäfer eine Lehre im Bereich Mechatronik und Automatisierungstechnik gestartet." Mittlerweile ist er beim global aufgestellten Lösungsanbieter für Automatisierungstechnik, Lager und Logistiksysteme im vierten Lehrjahr, im Juli folgt die Lehrabschlussprüfung – zusätzlich absolviert er ein Robotik-Zusatzmodul. "Ich habe bis heute keinen einzigen Tag bereut."
"Einen anderen Weg einschlagen"
Das Aha-Erlebnis von Gabriel Schmidt liegt schon länger zurück. Der 28-Jährige hat vor elf Jahren eine Lehre als Verpackungstechniker bei der damaligen Duropack, heute DS Smith, absolviert. "Dass es dazu gekommen ist, war eher zufällig, ich bin damals im Gymnasium in Latein durchgefallen." Auch bei ihm war es ein Ferialjob – bei seinem heutigen Arbeitgeber –, der dabei geholfen hat, "mir einzugestehen, dass ich besser einen anderen Weg einschlagen sollte". Seine Matura hat er dann dennoch erfolgreich absolviert – aber eben in Kombination mit der Lehre. Berufsbegleitend hat Schmidt dann an der FH Campus Wien auch noch das Studium Verpackungstechnologie durchgezogen und auch den Master begonnen. Parallel dazu stieg er bei DS Smith die Karriereleiter nach oben, bildete selbst Lehrlinge aus, war u. a. in der Qualitätstechnik tätig, leitete die Produktionsplanung und verantwortet seit dem Vorjahr den Bereich "Operational Excellence", also Prozessverbesserungen. "Die Aufstiegsmöglichkeiten sind extrem gut, es gibt auch ganz allgemein nichts Besseres, als ehemalige Lehrlinge in wichtigen Positionen des Unternehmens zu haben, weil sie ganz einfach jeden Bereich kennen."
"Es stehen wirklich viele Türen offen"
Theresa Bischof, Jakob Krauss, Gabriel Schmidt – drei Beispiele dafür, dass ein (vermeintlicher) Rückschlag auf dem Ausbildungspfad absolut kein Beinbruch, kein Scheitern sein muss – sie stehen auch exemplarisch dafür, "wie viele Möglichkeiten sich aus einer Lehre heraus ergeben", wie Krauss betont. Er selbst könne sich etwa gut vorstellen, in Zukunft die Möglichkeiten der SSI-Schäfer-Unternehmensgruppe zu nutzen, "um auch im Ausland zu arbeiten und viel von der Welt kennenzulernen". Ein berufsbegleitendes Studium sei ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Auf die Karrierechancen verweist auch Theresa Bischof: "In unserem Unternehmen haben sehr viele Führungskräfte auch mit einer Lehre begonnen, da stehen wirklich viele Türen offen." Das sei für junge Menschen sehr motivierend, "weil man vorgelebt bekommt, dass der Weg von der Lehre bis ganz hinauf möglich ist".