Sie zählt wohl zu den schönsten Rundwanderungen im Land: Wer sich schon einmal von der Hebalm Richtung Weinebene und Handalm aufgemacht hat, weiß um die malerische Landschaft, das wunderschöne Panorama. Die Handalm ist aber auch für ihren „gspitzen Wind“ bekannt, der dort oben auf gut 1800 Meter Seehöhe pfeifen kann.
Es ist daher kein Zufall, dass der Bezirk Deutschlandberg nun offiziell die Heimat des größten Windparks im Süden Österreichs ist. Auf der Handalm ragen 13 Windräder 120 Meter in die Höhe. Die Rotorblätter haben einen Durchmesser von insgesamt 82 Metern. Die Energie Steiermark hat dafür 58 Millionen Euro investiert. Seit Kurzem versorgt die Anlage mit einer Gesamtleistung von 39 Megawatt 21.000 Haushalte mit Strom. Jährlich werden so 76 Millionen Kilowattstunden Strom produziert und gut 46.000 Tonnen CO2 eingespart, wie Vorstandssprecher Christian Purrer vorrechnet.
Weiteres Windrad mit drei Megawatt Leistung
Mit der Fertigstellung ist der Bezirk nun endgültig eine Windkraftbastion. Denn auch der erste Windpark der Energie Steiermark (rund 1400 Meter Seehöhe) ist mit drei Windkraftanlagen 2014 in Betrieb gegangen - auf der benachbarten Freiländeralm. Damals wurden 9,5 Millionen Euro investiert. Die Anlage wird 2018 um ein weiteres Windrad mit drei Megawatt Leistung erweitert.
Beachtlich war auch die Vorlaufzeit für die Anlage auf der Handalm, die Planungen dafür haben bereits 2011 begonnen, von 2013 bis 2015 wurde ein umfassendes UVP-Verfahren (Umweltverträglichkeitsprüfung) abgewickelt, die Bauzeit selbst betrug schließlich 17 Monate.
Für die am Bau beteiligten Unternehmen sorgten der Transport auf die Alm sowie die Montage der Windräder für besondere Herausforderungen. Die Rotorblätter kommen auf ein Einzelgewicht von acht Tonnen, allein das Fundament wiegt 1000 Tonnen, die Nabe (in 78 Meter Höhe) immerhin 19 Tonnen. Wie kommt der Strom von 1800 Metern in die Haushalte der Region? Das gewährleistet eine 17 Kilometer lange Transportleitung, die den Strom in das Umspannwerk Deutschlandsberg einspeist. Um den Umweltauflagen gerecht werden zu können, musste die Energie Steiermark rund 150 Einzelmaßnahmen, u. a. zum Schutz von Wildtieren, Vögeln, Fledermäusen sowie Alm- und Waldflächen, umsetzen, so Vorstandsdirektor Martin Graf.
Auf der Handalm wurde zuletzt nicht nur die Eröffnung, sondern auch ein „Runder“ gefeiert. Denn dort oben steht auch das 100. Windrad der Steiermark, für das die ehemalige Skirennläuferin Renate Götschl die Patenschaft übernommen hat. Michael Schickhofer, LH-Stellvertreter und Eigentümervertreter, verweist auch auf die Entwicklung der Windkraftleistung in der Steiermark. In den letzten fünf Jahren wurde sie von 53 auf mittlerweile 227 Megawatt mehr als vervierfacht. „Allein in der Steiermark arbeiten mittlerweile 860 Personen in der Windbranche.“ Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, betont: „Nach Niederösterreich verfügt die Steiermark über das zweitgrößte Windenergiepotenzial in Österreich.“ Derzeit erzeugen die 100 Windräder 488 Millionen Kilowattstunden Strom. Das ist so viel, wie 140.000 Haushalte verbrauchen.