Das Haus geht als Landmark durch. Den schönbrunngelben, fensterreichen Komplex, der gegenüber der Reiteralm-Talstation burgähnlich am Berghang klebt, kennt man. Zumindest vom Vorbeifahren.

Dass sich hinter den Mauern des Pichlmayrguts westlich von Schladming eine 900-jährige Geschichte versteckt, ist dagegen weniger bekannt. In einer kirchlichen Chronik wird der Name im Zuge einer Schenkung des „Erbguts Pichl an den Altar des heiligen Petrus in Salzburg“ im Jahr 1117 erstmals urkundlich erwähnt. Heute wird hier ganzjährig ein Hochamt des Tourismus zelebriert. Das Pichlmayrgut gehört mit seinen 135 Zimmern, 240 Betten und 60.000 Übernachtungen auf 4-Sterne-Niveau zu den ersten Adressen der Region. Christian Steiner will es zur allerersten aufmotzen.

"In großen Dimensionen denken"

Wenn es um neue Projekte geht, verlassen seine Ideen gerne die Enge des Tals. Steiners Pläne sind im Superlativ beheimatet. „Wenn du eine ganze Region umkrempeln willst, musst du in großen Dimensionen denken“, sagt er. „Alles andere bringt imagemäßig nichts.“ Große Dimension heißt zum Beispiel: dass er vor neun Jahren gegenüber der Talstation der Planaibahnen in Schladming zusammen mit Partnern aus dem Zillertal die „Hohenhaustenne“ aus dem Boden stampfte – mit 3000 Quadratmeter Bespaßungsfläche die größte Apres-Ski-Hütte Europas.

Christian Steiner
Christian Steiner © Jürgen Fuchs

Angesichts der Dimension des Projekts sei die Umsetzung der vielfach skeptisch beäugten XXL-Pläne „recht schmerzfrei und gut gegangen“, blickt er auf die durch die damals zugesprochene Skiweltmeisterschaft befeuerte Aufbruchstimmung zurück. Im Sommer sei die Bewirtschaftung zwar weiterhin „eher eine Dienstleistung als ein Geschäft“, gibt Steiner zu. Im Winter verwandelt sich der mehrstöckige Partytempel aber Abend für Abend zu einem Unterhaltungs-Hot-Spot der Region. Für die kommende Skisaison wird die Barlandschaft noch verbessert und der Dachbereich für exklusive Feierrunden ausgebaut.

Große Dimension heißt auch: Ausbau der Hotelinfrastruktur. Mit zwei weiteren Betrieben will Steiner das Qualitätsportfolio rund um das 4-Sterne-Stammhaus erweitern. Und zwar in beide Richtungen. Kommen soll nicht nur ein 3-Sterne-Betrieb, sondern auch ein neues Haus auf 5-Sterne-Niveau. Durch Veranstaltungen wie den Nachtslalom, das Skiweltcup-Finale oder zuletzt die Special Olympics sei Schladming international bekannter geworden und ziehe auch entsprechend betuchteres Publikum an. „Ein derartiges Top-end-Haus würde der Region guttun, frischen Wind bringen und auch das Preisniveau heben“, glaubt Steiner. Dafür brauche es ein, zwei Leuchttürme als Orientierung für die gesamte Region. Steiner will im Westen der Skibergekette einen dieser Kompassbauten realisieren. Aber auch im Osten ist er aktiv.

Millionenschwere Investitionen

Um 5,5 Millionen Euro wird aktuell die Gastronomie bei der Talstation am Hauser Kaibling ausgebaut. Steiner wird dort zusammen mit Christian Gappmayr, Chef des Posthotels in Schladming, die neue „Alm-Arena“ pachten. Steiner schwebt ein „chilliger Beachclub, auf Winter gedreht“ vor: kein Discobetrieb, sondern ein großzügig gestalteter Außenbereich mit Fokus auf gutem Essen und Trinken und nur als Winterbetrieb geführt. Eröffnet wird am 30. November.

Personal für all diese Dienstleistungsbetriebe zu finden, sei – wie österreichweit in dieser Branche – „nicht leicht“, gibt Steiner zu. „Eine Stammmannschaft aufzubauen und auch zu halten, muss einem als Arbeitgeber einiges wert sein.“ Dazu kommt die zunehmende Unabwägbarkeit des Markts. Auch wenn Steiner auf viele Stammgäste bauen kann, spürt er die zunehmende Kurzfristigkeit und damit abnehmende Prognostizierbarkeit bei Buchungen. Um die Gäste selbst aus dieser Geschwindigkeitsfalle herauszulösen, ist er aus dem „Sommercard“-Angebot der Region ausgestiegen. „Das All-inclusive-Angebot macht dem Gast Stress“, setzt er stattdessen auf individuelle Betreuung samt eigener Hotel-App als Infokanal. Und schiebt sanfte Kritik am Sommercard-Konzept nach: Dass alle Gäste, egal wie viel sie für die Übernachtung zahlen, auf dasselbe umfangreiche Sommercard-Gratisangebot zugreifen können, sei „gleichmachend“.

Mit 28 Jahren hat Steiner 2003 den Familienbetrieb übernommen und schreibt damit eine 300 Jahre lange, wechselvolle, nicht immer einfache Familiengeschichte (vier der sieben Geschwister Steiners starben in jungen Jahren) fort. „Beruflichen Plan B hat es keinen gegeben“, sagt er.