Nur 30 Prozent der Studienplätze für das Bachelorstudium Hotelmanagement an der FH Kärnten sind bis dato belegt. Für den Programmleiter des StudienzweigesStefan Nungesser nur eines der Anzeichen, wie es um den Arbeitsmarkt im Tourismus bestellt ist. "Seit Jahren leidet das Image der Branche als Arbeitsplatz", sagt Nungesser. Der Mangel an Fachkräften in der Gastronomie und Hotellerie werde immer massiver und wirke "vereinzelt bereits existenzbedrohend für die Betriebe". Seitens der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Kärnten werden aktuell 562 Lehrlinge in Gastronomie- und Hotellerieberufen gemeldet. Dem gegenüber stehen 201 offene, sofort verfügbare Lehrstellen. Es gebe aber nur elf gemeldete Lehrstellensuchende. Für Nungesser besteht akuter Handlungsbedarf, um insbesondere jungen Menschen Lust auf das Arbeiten in der Branche zu machen.

Die Corona-Pandemie sei nur eines der Symptome für die Fachkräfteentwicklung. "In der Krise haben viele Mitarbeiter die Branche verlassen, da es wenig Perspektive gab", sagt Nungesser, selbst gelernter Restaurantfachmann. Es komme auch zur Abwerbung der Fachkräfte durch den Einzelhandel. Schon lange vor Corona habe es die Branche aber verabsäumt, die positiven Aspekte des Arbeitens im Tourismus hervorzuheben, und nach außen zu tragen. "Es ist eine abwechslungsreiche, spannende aber auch fordernde Tätigkeit", sagt Nungesser. Insbesondere der ständige Kontakt zu Menschen und das internationale Umfeld, sowohl unter Kollegen als auch bei den Gästen sei bezeichnend für die Arbeit. Es werden ausreichend Aufstiegsmöglichkeiten geboten und auch der Spaß kommt nicht zu kurz, sagt der Experte.

Stefan Nungesser:"Wir können uns unsere Mitarbeiter nicht backen."
Stefan Nungesser:"Wir können uns unsere Mitarbeiter nicht backen." © Helge Bauer

Personal mehr als eine Ressource

Personal sei nicht nur eine Ressource, welche man einkauft. "Es muss auch eine Beziehung aufgebaut und gepflegt werden", weiß Nungesser. Gerade das hätten noch nicht alle Betriebe erkannt. "Wir können die Mitarbeiter nicht backen und müssen uns daher auf sie einstellen", sagt Nungesser. Daher brauche es mehr Professionalisierung bei der Mitarbeitersuche und Führung.

Das sieht auch Reinhard Angerer Direktor der Fachberufsschule für Tourismus Warmbad Villach so. "Wir sind ein Dienstleistungsgewerbe", sagt Angerer. In den letzten Jahren sei viel in die Tourismusinfrastruktur, wie beispielsweise in den Hotelbau investiert worden, aber kaum etwas in die Dienstleister selbst. Es gilt den gesamten Menschen mit seinen Bedürfnissen zu sehen. Ein wichtiger Schritt für den Schuldirektor wäre die Aufklärung der Schüler in der Unterstufe über das Facharbeitertum. "Man muss ihnen zeigen, was sie erwartet, die Vorteile des Berufs und auch die Zukunftschancen", sagt der gelernte Koch.

Reinhard Angerer:"Als Dienstleistungsgewerbe müssen wir auch in unsere Dienstleister investieren."
Reinhard Angerer:"Als Dienstleistungsgewerbe müssen wir auch in unsere Dienstleister investieren." © KK

Die Berufsschule in Villach besucht auch Nadja Zammernig. Sie macht eine Lehre zur Hotel- und Gastgewerbeassistentin im Werzer’s Hotel in Pörtschach. "Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil ich gerne mit Leuten arbeite, ich wollte keinen einseitigen Bürojob", sagt Zammernig.

Ferialpraktikanten

Auch bei den Ferialpraktikanten müsse man noch nachschärfen. "Sie nur als Arbeitskraft zu sehen ist zu wenig", sagt Nungesser. Praktikanten müssten richtig eingearbeitet und gefördert werden, nur so erhöhe man die Chance, dass sie sich für eine Zukunft im Tourismus entscheiden. Letztlich müssen auch die Lehrberufe nach und nach überarbeitet und zeitgemäßer gestaltet werden. "Aber da passiert auch schon einiges", sagt Nungesser.

Wachstumsbranche

Abgesehen von der Pandemie, bleibe der Tourismus eine Wachstumsbranche und damit eine gute Möglichkeit, einen Arbeitsplatz zu finden. Es sei nun an allen Beteiligten gemeinsam, ein Konzept für die nächsten Jahre zu erarbeiten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Genauso wie wir uns auf unsere Gäste ausrichten, müssen wir uns auf die Jugend und ihre Bedürfnisse einstellen", sagt Nungesser. In Zusammenarbeit von FH Kärnten und Land Kärnten werde gerade ein Maßnahmenkatalog mit Pilotprojekten erstellt. Im Fokus stehen die Anforderungen der Fachkräfte an einen attraktiven Arbeitgeber und wie eine Bindung der Mitarbeiter an den Tourismus gelingt.