Wie werden Sie als Chef eines Konzerns mit 201 Werken weltweit ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht?
HEIMO SCHEUCH: Das Unternehmen Wienerberger steht im 201. Jahr seiner Geschichte und ist nach wie vor der Nachhaltigkeit verpflichtet. Klimawandel ist dabei eines von vielen Thema. Wir tun auch viel für Biodiversität und Kreislaufwirtschaft.
Wie groß ist der CO2-Ausstoß Ihrer Werke derzeit und was muss Wienerberger tun, um diesen laut Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie bis 2023 um 15 Prozent zu reduzieren?
Wir haben bis 2020 bereits 20 Prozent des CO2-Ausstoßes reduziert und wollen ihn nun noch einmal um 15 Prozent senken. Wir investieren dafür sehr viel in neue Technologie und Produktionsverfahren. Es werden große Anstrengungen in den nächsten drei Jahren sein. Wir haben weltweit ungefähr zwei Millionen Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr. Die größten Anstrengungen, diesen zu senken, machen wir in Europa, weil wir hier die neuen Technologien entwickeln, die wir dann auch in Amerika und in Asien ausrollen.
Wie viel Geld müssen Sie derzeit für CO2-Zertifikate aufwenden?
Wir bekommen im Emission Trading Process gratis Zertifikate von der EU zuerkannt, aber mit der Auflage, dass wir das CO2 jährlich reduzieren.
Auf welche Technologien setzen Sie dabei?
Im Ziegelbereich haben wir jährlich eine Produktion, der es ermöglicht, eine Stadt wie Graz neu zu erbauen. Das ist das aktuelle Volumen in unseren Werken. Damit haben wir natürlich einen gewaltigen Auftrag, Forschung durchzuführen, was den Rohstoff und die Rohstoffaufbereitung betrifft. Im Fokus steht der Brennprozess. Wenn man dort 100 Grad Celsius weniger braucht, wirkt sich das enorm aus auf den Energieeinsatz. Wir beschäftigen uns auch mit neuen Energieformen, wie dem Eisatz von Wasserstoff und wir arbeiten auch an einer stärkeren Elektrifizierung unserer Werke. Wir haben sowohl im Rohstoff, als auch in der Technologe und in der gesamten Ausrichtung Potenzial. Jährlich setzen wir allein für diesen Teil rund 60 Millionen Euro an Investitionen ein. Wir produzieren außerdem auch Produkte, die nachhaltig zum Einsatz kommen. Der Lebenszyklus eines Produktes und das Einsparen an Energie während eines Lebenszyklus eines Produktes ist der größte Auftrag an uns als Hersteller von Bauteilen und Infrastruktur, weil wir einen Carbon Footprint haben wollen, der Null oder sogar Positiv sein soll, damit wir aktiv etwas gegen den Klimawandel tun.
Effizienz spielt auch eine Rolle. Ihr erstes voll digitalisiertes Werk steht in Kärnten. Was kann es?
Wir haben bereits Werke, die auch als Digital Plant arbeiten, um die Produktionsprozesse weiter zu optimieren, und müssen das nicht erst im Produktionsprozess testen.
Bis 2023 wollen Sie auch alle neu entwickelten Produkte 100 Prozent recycelbar machen.
Jede Systemlösung wird bis 2023 100 Prozent recycelbar und wiederverwendbar sein. Da schließt sich der Kreis zum Carbon Footprint, dem CO2-Fußabdruck. Da geht es um Produkte mit Lebenszyklen nicht von 20 oder 30 Jahren, sondern von 100 Jahren. 100 Jahre lang technische Parameter zu erfüllen, damit man in einem Haus Energie einspart beim Kühlen oder beim Wärmen, das ist unser Anspruch. Im Wandziegel ist es uns gelungen, die Dämmung im Inneren so zu schützen, dass sie 100 Jahre die Funktion erfüllen.
Der Idealfall ist der Ziegel, der CO2 absorbiert.
Diese Möglichkeit besteht bereits, es gibt aber auch andere Schadstoffe, die man binden kann. Bessere Raumluft ist durch aktive Atmungsfähigkeit eines Ziegels ein großes Thema.
Nicht nur in China werden Häuser auch schon aus 3-D-Druckern gebaut. Wann sind Sie so weit?
Wir sind größter Rohranbieter und stellen Verbindungsstücke im 3D-Druck auf der Baustelle her. Futuristische Projekte ob in China oder Abu Dhabi sind sehr nett. Aber wenn man Fertigbeton auf die Baustelle eingießt, ist das ähnlich. Die Vorfertigung für die Baustelle wird auch mit Ziegel zunehmen. In Europa werden wir Digital Printing auf der Baustelle nicht so häufig sehen, weil die Verbauungspläne sehr individualisierte Ansätze brauchen.
Nachhaltig soll auch der Unternehmenserfolg sein, wie hält Wienerberger bei Corona stand?
2020 begann sehr gut mit einem historisch der besten ersten Quartale. Ein Verlust war buchalterischen Sonderabschreibungen in den USA geschuldet. Im zweiten Quartal hat uns Corona am Härtesten getroffen mit den Lockdowns in Frankreich, England, Schottland und Italien. Im dritten Quartal haben wir eine sehr gute Performance aufgrund der Nachholeffekte. Wir haben Kostenstruktur und Effizienz verbessert. Daher bin ich für 2020 zuversichtlich, dass wir 500 Millionen Euro erreichen werden. Bis 2023 wollen wir zusätzlich 135 Millionen Euro im Jahr erreichen.
Adolf Winkler