"Transportunternehmerin". Im Duden fällt das Wort in die Häufigkeitsklasse „gering“. Es wird nur sehr, sehr selten verwendet. Kärnten ist da anders.
In der Sparte Transport und Verkehr, die in Kärnten 2228 Mitglieder hat, die wiederum 6500 Mitarbeiter beschäftigt, haben etliche Frauen das Steuer in der Hand.
Jutta Gütler etwa kam als Quereinsteigerin von hoher See. Die gebürtige Arriacherin war Hoteldirektorin auf Kreuzfahrtschiffen, sie fuhr zehn Jahre auf dem „Traumschiff“. In Italien lernte sie bei einem dienstlichen Logistik-Gespräch ihren Mann Markus kennen, er stammt auf Köttmannsdorf. 2004 gründeten die beiden die TransLog Terminkurier GesmbH in Klagenfurt und sind seitdem gemeinsam „auf Achse“. TransLog hat mittlerweile 43 Mitarbeiter und Lager und Büros auch in Wien und Graz. Spezialisiert sind die Gütlers auf – zum Teil sehr heikle – Terminsendungen aller Art. Ob Ebola-Proben für das Labor oder passende Startnummern für eine WM: Pro Tag bewegt Jutta Gütler – vom Bildschirm aus – 4000 Sendungen. Lam und Infineon sind Großkunden. Auch der japanische Bürotechnik-Anbieter Konica Minolta, für den etwa Kopiergeräte geliefert werden. Aber nicht nur geliefert. „Die Drucker werden von uns zusammengebaut, luftgefedert und thermogeschützt versendet“, sagt Jutta Gütler. „Wir können von minus 20 Grad bis plus 20 Grad alles abdecken – und zwar garantiert auf die gesamte Lieferkette.“ 25.000 versendete Kopiergeräte im Jahr gehen zwar nicht durch die Hände, aber über den Bildschirm von Jutta Gütler, die den Spaß am Beruf auch an ihren neunjährigen Sohn Thomas weitergegeben hat. Auch er will „Logistiker“ werden.
Zwei Millionen Kilometer
Die Transporteur-Gene wurden auch Brigitte Murnig aus Feldkirchen zwar nicht in die Wiege, aber in den „Lkw“ gelegt. Schon als kleines Mädchen saß sie neben ihrem Vater auf dem Beifahrersitz. Mit 19 Jahren machte sie die Konzessionsprüfung für Gütertransport, mit 25 beendete sie ihre Speditionslehre. 1987 übernahm sie die Feldkirchner Spedition Murnig vom Vater und leitet sie bis heute. Murnig ist (verblüffend junge) 71 und lenkt weiter die Geschicke des 35-Mitarbeiter-Unternehmens. „Unsere 30 Lkw fahren zwei Millionen Kilometer im Jahr. Unser täglicher Verteilerverkehr erstreckt sich über Kärnten, Osttirol, südliche Teile Salzburgs und südliche Teile der Steiermark.“ Murnig liefert Lebensmittel, Handwerker-Bedarf, Maschinenteile. Ihr Ziel: kürzester Weg, günstigster Weg. Konkurrenz hat sie laut eigener Auskunft keine: „Das sind doch nur Personen, die den gleichen Beruf haben“, sagt sie gelassen.
Professionelle Gelassenheit wohnt auch Stefanie Brunner inne. Die 28-Jährige ist seit 2011, nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, Geschäftsführerin von Erbau-Transporte-Brunner in St. Andrä im Lavanttal. Stefanie Brunner und ihre acht (männlichen) Mitarbeiter bieten Steinverbauungen, Abbrucharbeiten, Kranarbeiten, Böschungsmäharbeiten und Schottertransporte an. Auf Forstwegebau sind sie spezialisiert: Eine Arbeit, die unterschätzt wird. „Es braucht viel Vorarbeit, man muss etwa den Waldbestand, Schäden am Wegkörper und die Wasserführung erheben. Und das Gelände ist oft sehr steil. Da braucht es Erfahrung“, berichtet Stefanie Brunner, die viele Stammkunden hat und sich nicht selten auch selbst ans Steuer setzt. Die HAK-Absolventin hat auch den Meisterbrief, ist sogar ausgebildete Sprengmeisterin. Sie bemerkt, dass der „Umgangston in der Branche nicht mehr so hart ist wie früher. Wohl, weil auch mehr Frauen an den Schalthebeln sitzen.“ Neue Mitarbeiter zu finden, sei jedoch schwer – der Fachkräftemangel.
Auch Turmglocken kommen heil ans Ziel
Die Lkw von Margit Schermann-Riegler und ihrer Tochter und Assistentin Gabriela Schermann legen pro Jahr gut und gerne drei Millionen Kilometer zurück. Die beiden betreiben mit 50 Mitarbeitern die Riegler Transporte in Klagenfurt, die im Vorjahr 80-Jahr-Jubiläum feierte: Margits Vater Josef Riegler gründete das Unternehmen 1938. Heute ist das Familienunternehmen spezialisiert unter anderem auf Kühl-, Gefahrengut-, Möbel-, Klavier- und Tresortransporte, auf Expresszustellungen binnen 24 Stunden, auf Fabriks- und Betriebsübersiedlungen, auf Umzüge (im In- und Ausland), auf Einlagerungen. „Wir überführen Container, Baumaschinen, Skulpturen, Rolltreppen oder Uhrturm-Glocken“, sagt Gabriela Schermann. Schwester Sandra leitet die Abteilung Kräne und Stapler.
Schwer im Einsatz
Im doppelten Sinne schwer im Einsatz ist Hildegard Weiss (40) aus Himmelberg. In ganz Kärnten sind ihre elf Lkw im schwierigen Gelände unterwegs. Sie verladen die Holzstämme mit dem Kran direkt im Wald und bringen sie ins Sägewerk oder zum Bahnhof. Selbst Langholztransporte sind kein Problem für das 14-köpfige Team, bei dem das autonome Fahren wohl nicht Einzug halten wird: Holztransport ist eine Arbeit für Menschen. Die Disposition ist schwierig, weil wetterabhängig. „Die Tauwetter-Sperren müssen wir einkalkulieren“, sagt Weiss, die mit Wetterkarten arbeitet. Aber auch mit digitalen Lieferscheinen.