Große gegen Kleine, alle gegen Amazon. Wem hat die Stunde geschlagen?
KLEBER: Partnerschaft ist das Stichwort. Das Internet bietet gerade kleinen Händlern Potenzial. Sie können weltweit Kunden erreichen. Mehr als die Hälfte der über Amazon verkauften Artikel stammt von lokalen Marketplace-Händlern.


Werden die Grenzen zwischen Online- und Offline-Handel verschwimmen?
KLEBER: Kreative Kombinationen aus beiden Bereichen sind gefragt. In Amazon’s Buchladen in Seattle kann man zum Beispiel für jedes Buch die Rezensionen aus dem Online-Shop abrufen. Ein Detail nur, aber es zeigt, wie wir denken.


Ihre Lebensmittel kaufen die Österreicher bisher jedenfalls am liebsten im Supermarkt. Kann man sie umerziehen?
KLEBER:Darum geht es uns nicht. Der stationäre Supermarkt hat seinen berechtigten Platz. AmazonFresh ist ein Angebot, mit dem Kunden ihren Wocheneinkauf nach Hause liefern lassen können - inklusive Produkten von lokalen Delikatessenläden. Da bleibt mehr Zeit für andere Dinge.

Amazon hat die Supermarkt-Kassiererin zum Feindbild erklärt - und will die Kasse abschaffen?
KLEBER: Wir testen in Seattle einen kassenlosen Supermarkt. Die Idee entstand aus der Beobachtung, dass Kunden im Supermarkt so viel Zeit mit Warten und Packen verbringen: aus dem Regal in den Einkaufswagen, auf das Kassenband, wieder in den Wagen, schließlich vom Wagen in die Einkaufstasche oder den Kofferraum. Wie mühsam! Unser Konzept reduziert den Prozess auf einen Schritt: aus dem Regal nehmen und in die Tasche stecken. Bezahlt wird digital.

Wird es sich je auszahlen, Pakete mit der Drohne zuzustellen?
KLEBER: Aktuell laufen Pilotprojekte. Aber die Idee finde ich klasse. Die „letzte Meile“ ist in jedem Fall die Herausforderung der Branche – sie entscheidet, ob ein Kunde ein Bestellerlebnis als positiv verbucht oder nicht. Die „Amazon Locker“ sind unsere jüngste Innovation – Abholstationen an Orten, an denen der Kunde sowieso vorbei kommt: an der Tankstelle, im Supermarkt, im Handyladen.

40 Prozent der bestellten Waren werden laut Post in Österreich zurückgeschickt.
KLEBER: Die Möglichkeit zum Zurückschicken ist Teil des Online-Handels – genauso wie ich in einem stationären Laden den Pullover ins Regal zurücklege, wenn er zu klein ist. In den USA haben wir einen Dienst gestartet, bei dem Retouren dazugehören: Sie stellen sich online Mode zusammen, die wird – ohne dass Sie bezahlt haben – geliefert. Sie probieren alles an, und was nichts für Sie ist, legen Sie in eine vorbereitete Kiste und schicken es zurück. Und dann bezahlen Sie das, was Sie behalten möchten.

Online-Käufe von Büchern und eBooks gingen zuletzt zurück...
KLEBER: Lesen hat keinen leichten Stand und konkurriert mit Fernsehen, Streaming, Computerspielen oder sozialen Medien um die Aufmerksamkeit der Kunden. Unsere Antwort darauf ist die Bandbreite. Dazu gehört das eBook wie das gedruckte Buch. Potenzial sehe ich im Selfpublishing. Über Kindle Direct Publishing bekommt jeder Autor, ob Branchengröße oder Hobbyschreiber, Zugang zu Millionen Kunden. So haben auch Nischenthemen eine Chance, gelesen zu werden.