Zementsäcke, die sich in der Mischmaschine auflösen, „Tree“-Shirts aus Zellulose statt aus Baumwolle, Skateboards aus (Nutz-)Hanf und Harz, Geldbörsen aus alten italienischen Schiffsplanken. Die zukünftigen Einsatzgebiete von Holz sind das Hauptthema des Forschungsdienstleisters W3C aus St. Veit an der Glan.
„Unser Ziel ist dann erreicht, wenn wir andere Produkte, vor allem Erdöl, durch Holz ersetzen können“, sagen die Betriebsleiter Edith Zikulnig-Rusch und Herfried Lammer.
Die Forschungsergebnisse ihres 25-köpfigen Teams werden in der Papiererzeugung ebenso benötigt wie im Möbelbau und in der Automobilindustrie. Es gilt: Je teurer das Auto, desto mehr Natur steckt im Innenraum. Ein Beispiel dafür ist der Porsche 918: innen alles Naturfasern.
Derzeit prüfen Lammer und Zikulnig-Rusch, wie man in der Produktion von Windflügeln Glasfasern durch Hanffasern ersetzen kann. Wann sind sie steif genug? Wie vermeidet man Feuchte und Fäulnisbefall? Um die passenden Daten zu bekommen, unterziehen sie ihre Forschungsobjekte im Analyselabor einer künstlichen Bewitterung und einem künstlichen Verschleiß. Das Hauptaugenmerk gilt Beschichtungen bzw. Oberflächen - sie sind auch Thema beim Kärntner Innovationskongress im November.
Demnächst können die Holz-Detektive noch investigativer vorgehen. Um schnellere Herstellungsprozesse zu ermöglichen und Materialqualität genauer zu messen, werden Sensoren in die Beschichtungen eingebaut. Auf Papier gedruckt und durch Kleber imprägniert, liefern sie „von innen“ Informationen über die Ionen-Viskosität, also die Beweglichkeit der Molekülbausteine. Das interessiert unter anderem Wandschalungs- und Küchen-Hersteller, Papierproduzenten, Ski-Firmen, Balkonbauer und Entwickler von „smarter“ Babykleidung, die womöglich bald mit einem Strampelanzug aus Zellulosefasern die Temperatur des Babys messen können. Überhaupt wird Holz auch für Textilfasern immer wichtiger: „20 bis 25 Prozent der weltweiten Pestizidproduktion geht in die Baumwolle. Bäume hingegen brauchen keine Pestizide und sie müssen auch nicht gegossen werden.“
Immer im Blick des W3C: die sogenannte kaskadische Nutzung, also Mehrfachnutzung des Holzes. Kooperiert wird mit Forschungsinstituten wie dem CTR Villach, mit Universitäten, aber auch mit dem Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds KWF. Das Programm Comet, das den Aufbau von Kompetenzzentren fördert, macht die Hälfte des Geschäftes aus. Das W3C St. Veit liegt überall im Plan.
Derzeit beruht die österreichische Holzindustrie vor allem auf der Fichte. Die Klimaerwärmung zwingt die Forscher auch hierbei zum Weiterdenken. Könnten auch Sträucher, die ja recht schnell wachsen, eine Rohstoffquelle der Zukunft werden? Und wenn ja, müssen sie kultiviert werden?