Wir beginnen mit einem Wort, das durch die aktuell sehr gehypte Serie "Succession" bekannt wurde. Es heißt "Prekend" und bezeichnet die Zeit vor dem Wochenende. Die eigentlich auch schon zum Wochenende gehört. Konkret von Donnerstag nach dem Mittagessen bis Freitag um etwa 15 Uhr. Die Interpretation: Die Arbeitswoche endet also spätestens am Freitag, besser schon Donnerstag. In Österreich kennt man dieses Phänomen umgangssprachlich aber auch. Es nennt sich "Freitag Frühschluss".
Dann geistert seit geraumer Zeit ein anderer Begriff durchs Netz, vor allem auf der Videoplattform TikTok. Er heißt "bare minimum monday" und beschreibt, dass man sich am Montag möglichst wenig Arbeit vornehmen sollte. Der Vorteil daran: Man ist am Sonntag nicht schon so gestresst und kann daher entspannter in die Arbeitswoche starten. Erfunden hat das Ganze die US-Karrierebloggerin Marisa Jo Mayes und übersetzt heißt es so viel wie: am Montag nur das Nötigste.
Schon öfter gehört bei uns: Quiet Quitting. Hierbei handelt es sich um eine Art "innere Kündigung". Also man macht Dienst nach Vorschrift, weil man vielleicht mit der Unternehmensführung oder den Zielen oder der grundsätzlich verlangten Arbeit nicht so viel Identifikation aufbringen kann.
Vor allem nach den Massenkündigungen 2022 in den USA schwappte ein weiterer Begriff nach Europa. "The Great Resignation". Gefolgt von "Thebig Quit" – etwa vier Millionen Menschen kündigten in den USA ihre Jobs. Die Gründe: pandemiebedingte Veränderungen im Lebensstil, Burn-Out, aber auch ein bisschen größerer finanzieller Spielraum durch Corona-Beihilfen. Ein enormer Fachkräftemangel ist die Folge dieser Entwicklung, die bis jetzt noch nicht gestoppt ist. Und auch hier ist TikTok ein Treiber dieser Stimmung. Es gab und gibt sogar eigene "Quit-Toks", also Tipps, um das perfekte Kündigungsschreiben zu verfassen. In Österreich ist man von einem "Big Quit" noch weit weg. Dennoch gibt es interessante Zahlen, dass etwa jeder Zweite seinen Job kündigen würde, wenn dieser nicht mehr den persönlichen Bedingungen entspricht. Veröffentlicht wurde diese Zahl im März 2023 von der Online Recruiting Agentur Step Stone, durchgeführt hat sie Marktforschungsagentur MindTake – und hier geht es zu den Details der Studie.
So wenig arbeiten, wie möglich?
Die Arbeit wandelt sich und immer öfter tauchen genau solche Begriffe in den sozialen Medien auf, vor allem, weil sie dort am meisten diskutiert werden. Aber ist das wirklich die Art und Weise, wie wir in Zukunft arbeiten wollen? Nämlich so wenig wie möglich?
Die New Work Expertin Lena Maria Glaser sieht es durchwegs positiv, dass diese Begriffe in die Welt kommen, stellt aber klar, dass es nicht um das "wie viel", sondern vielmehr um das "wie" geht. Für einen Kommentar in der Kleinen Zeitung fasste sie Thema und Erkenntnis so zusammen: "Wer kurz innehält, spürt, dass die Geschwindigkeit und der Druck in den letzten 20 Jahren massiv gestiegen sind. Digitale Technologien ermöglichen, dass wir überall ständig erreichbar sind. Hier reicht es auch nicht, wenn Arbeitgeber einen Yogakurs oder Obstkorb anbieten. Es ist ein grundlegendes Umdenken gefragt. Wohlbefinden und Zufriedenheit der Menschen müssen eine Priorität sein. Egal ob im Handel, Tourismus oder in der Pflege, in der Industrie und in den Schulen. Die Überlastung der Menschen ist da, und Empathie notwendig. Anstatt nach immer mehr Leistung zu rufen, ist zu fragen: Wollen wir wirklich bis zum kollektiven Burn-out arbeiten? Der Wunsch nach einer Work-Life-Balance ist daher keine Luxusforderung. Denn klar ist:
Arbeit darf nicht krank machen, niemanden."
Try less Tuesday?
Und wie geht es weiter? Kommt jetzt der Try less Tuesday? Ein Blick auf den heimischen Arbeitsmarkt lässt diese – ein bisschen provokante – Frage schnell alt aussehen. Denn laut einer Erhebung der Arbeiterkammer in Zusammenarbeit mit der Statistik Austria haben die Menschen in Österreich 2022 nicht nur viele, sondern vor allem auch sehr viele Stunden gratis gearbeitet. 47 Millionen Mehr- und Überstunden, die weder mit Geld, noch mit Zeitausgleich abgegolten wurden, weist die Statistik für 2022 aus. AK Sozialbereichsleiterin Ines Stilling dazu: "Das ist ein systematischer Lohnbetrug, der die Arbeitnehmer:innen im letzten Jahr insgesamt 1,2 Milliarden Euro gekostet hat. Frauen sind noch stärker betroffen als Männer. Angesichts dieser Zahlen befremdet die Klage über den angeblichen Arbeitskräftemangel und das Teilzeit-Bashing sehr."