Auf dem flachen Highveld östlich von Johannesburg sind die Kühltürme schon von weitem zu sehen, Dutzende Meter ragen die grauen Riesen in den afrikanischen Himmel. Sie sorgen dafür, dass die Kohlekraftwerke in Mpumalanga auch abseits von großen Flüssen effizient betrieben werden können.

In der drittkleinsten südafrikanischen Provinz stehen 12 von 15 Kohlenkraftwerke des Landes. Sie stellen das Rückgrat der Energieversorgung der größten afrikanischen Volkswirtschaft dar, die nach wie vor fast 90 Prozent ihres Stromes aus der Verbrennung von Kohle gewinnt.

Dass kalorische Kraftwerke in Südafrika einen derartigen Stellenwert haben, ist wenig verwunderlich. Das Land sitzt auf immensen Kohlevorräten, der Abbau ist traditionell billig. Doch mittlerweile steckt die kohlebasierte Energiegewinnung in Südafrika in einer veritablen Krise. Viele Kraftwerke sind alt und schlecht gewartet, dem hochverschuldeten und von Missmanagement geplagten Energieversorger Eskom bleibt oft nichts anders übrig, als die immer wieder auftretenden Leistungsabfälle mit geplanten Blackouts zu kompensieren. Im Jahr 2022 standen dadurch nur knapp 55 Prozent der theoretischen Gesamtkapazität der Kraftwerke zur Verfügung.

Eine Trainerin erklärt in Emalahleni, wie Solar-Paneele 
funktionieren
Eine Trainerin erklärt in Emalahleni, wie Solar-Paneele funktionieren © AFP

Wie sich das Land, das Umweltministerin Barbara Creecy einst als „Kohle-Junkie“ bezeichnet hat, aus dieser Abhängigkeit befreien kann, war lang Zeit unklar. Doch mittlerweile haben die massiven wirtschaftlichen Folgen der Stromabschaltungen und die immer lauter werdenden internationalen Rufe nach mehr Klimaschutz zu einem konkreten Plan für den Umbau des südafrikanischen Energiesystems geführt. Mithilfe ausländischer Partner wie Deutschland und den USA, die rund 8,5 Milliarden von 24 Milliarden beisteuern, sollen bis 2027 erneuerbare Energien ausgebaut und die Kohleverstromung zurückgedrängt werden.

Außenminister als Türöffner

Was für die südafrikanische Wirtschaft einen massiven Umbruch bedeutet, birgt für Energiewende-Unternehmen aber auch enorme Marktchancen. „Südafrika hat einen großen Bedarf, diesen Sektor zu transformieren“, sagt Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Carmen Goby, die gerade mit einer österreichischen Wirtschaftsdelegation Außenminister Alexander Schallenberg auf seinem Besuch in Südafrika begleitet hat.

Österreich ist zwar schon auf dem südafrikanischen Markt etabliert, doch gerade die Visite eines Regierungsmitglieds gilt aus Sicht der österreichischen Unternehmen als wichtiger Türöffner. „Große Projekte gehen vor allem von der öffentlichen Hand aus“, sagt Goby. „Und da sind persönliche Beziehungen in Südafrika von großer Bedeutung.“

Christoph Panhuber von SKE Engineering
Christoph Panhuber von SKE Engineering © Kleine Zeitung

Eines der heimischen Unternehmen, das derzeit die Möglichkeiten eines Markteinstiegs in Südafrika sondiert, ist SKE Engineering. Die oberösterreichische Firma, die schon jetzt mit 180 Mitarbeitern in 17 Ländern vertreten ist, hat sich auf Technologieimplementierung und Servicedienstleistungen bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen spezialisiert. Die Palette von SKE umfasst die Planung und den Verkauf von Huawei-Wechselrichtern ebenso wie die Ausbildung von Fachpersonal oder das Service bestehender Anlagen.

Förderungen als Herausforderung

Potenzielle Kunden sind etwa Immobilienentwickler oder Hotelketten, aber auch die Betreiber von Solarparks. „Wir überprüfen derzeit, ob wir erstmals den Sprung nach Afrika wagen sollen“, sagt Product Development Manager Christoph Panhuber. „Falls wir zu einer positiven Entscheidung kommen, werden wir in den nächsten Monaten mit dem Aufbau einer Außenstelle in Südafrika beginnen.“

Bereits in Südafrika tätig ist AEP. Das Unternehmen aus Wien wird gemeinsam mit Partnern im kommenden Jahr zwei Solarparks mit einer Gesamtleistung von bis zu 40 Megawatt installieren. Stefan Fröschl, der für das globale Neukundengeschäft im Bereich Solar zuständig ist, warnt allerdings vor zu viel Euphorie angesichts der in Aussicht gestellten Fördermilliarden. Für viele Unternehmen sei es in der Praxis dann gar nicht so einfach, an die entsprechende staatliche Unterstützung zu kommen, sagt Fröschl. Für SKE aus Oberösterreich spielen Förderungen aber ohnehin nicht die Hauptrolle. „Aus unserer Sicht dürfte Südafrika auch abseits davon ein lohnendes Ziel sein“, sagt Panhuber.