Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, erteilt Börsenspekulationen auf rasche Zinssenkungen eine Absage. Mit einer baldigen Senkung der Zinsen sei nicht zu rechnen, so das Mitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag am Rande einer Konferenz in Wien. „Irgendwann wird das geschehen, aber im Moment sehe ich das nicht.“ Die EZB müsse die Inflationsentwicklung genau beobachten und bereit sein, die Zinsen nötigenfalls erneut anzuheben. „Wir müssen wachsam bleiben.“
Der Sieg über die Inflation sollte auf keinen Fall zu früh verkündet werden, warnte Holzmann. Danach gefragt, ob er hinsichtlich der Wachstumsaussichten der Wirtschaft besorgt sei, sagte Holzmann: „Nicht wirklich, denn man muss bedenken, dass wir die Zinsen um 450 Basispunkte in Europa angehoben haben, und trotz dieses starken Anstiegs haben wir immer noch eine Stagflation, daher könnte es viel, viel schlimmer sein.“
Von einer Stagflation sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaft nicht wächst und gleichzeitig die Inflation hoch ist. Die Währungshüter hatten im Oktober nach zehn Zinserhöhungen in Folge eine Zinspause beschlossen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde bei 4,0 Prozent belassen – das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. Noch im Juni 2022 lag er bei minus 0,50 Prozent. Inzwischen ist die Inflation im Oktober auf 2,9 Prozent gesunken, nachdem sie im Herbst 2022 zeitweise noch bei über zehn Prozent gelegen hatte. Ziel der EZB sind 2 Prozent Teuerung.