Es ist keine abgehobene Party für das Auto wie früher. Es ist eine Party für das Schlagwort Mobilität, hier in Tokio. Elektrische Passagierdrohnen, elektrische Geh- und Bewegungshilfen, unkippbare E-Scooter, neuartige Exo-Skelette für die individuelle Bewegung, rollende Hightech-Stühle, die Stiegen steigen können – all das lassen die großen japanischen Hersteller vorfahren.

Wie intensiv sich die japanischen Hersteller mit neuen Konzepten für die individuelle Mobilität abseits des Autos befassen, zeigt, wie stark die Branche im Umbruch ist. Aber auch wie gelassen die Japaner an das Thema herangehen.

E-Mobilität? Ja, aber nur ein Aspekt von vielen, kein Fetisch, kein Zwang. Es ist diese Gefühlslage zwischen Unaufgeregtheit und Beharrlichkeit, die etwa Toyota zum größten Autohersteller der Welt gemacht hat. Aber auch für Sorgenfalten sorgt. Japans Autoindustrie befindet sich weltweit, ebenso in Österreich, in der asiatischen Flügelzange: Auf der einen Seite koreanische Hersteller, auf der anderen machen die Chinesen Druck. Und der wichtige chinesische Markt schwächelt.

Mazda-CEO Masahiro Moro
Mazda-CEO Masahiro Moro © Imago / Aflo

Aber was heißt das aktuell bei uns? Die Japaner, in den 80er-, 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit Marktanteilen jenseits der 30 Prozent gefeiert, sind 2022 rund 10,45 Prozent Marktanteil eingefahren. Japanische Nummer eins in Österreich ist Toyota, das seit 2018 von 2,3 auf 4,2 Prozent Marktanteil (2022: 10.040 verkaufte Autos) zulegte. Tendenz steigend. Mazda kam zuletzt auf 3,4 Prozent Marktanteil (doppelt so hoch wie in Resteuropa), gefolgt von Suzuki und Nissan.

Toyotas Technologieoffenheit

Die Wege der Japaner sind verschlungen. Toyota propagiert weiter die Technologieoffenheit zwischen E-Mobilität, Wasserstoff, Hybriden, E-Fuels, sogar ein mit Wasserstoff betriebener Toyota-Pizzaofen steht auf der Motorshow. Nach wie vor bastelt man an einer neuen Wasserstoff-Stadt.

Der größte Hersteller der Welt will sich nicht festlegen, ein Zeichen einer ganzen Branche, die sich keinen Weg verbauen will. Ab 2025/2026 startet man wie Mazda die E-Mobilitätsoffensive.

Nissan-Boss Makoto Uchida
Nissan-Boss Makoto Uchida © Imago

Mazda wiederum forciert derweil Verbrenner genauso wie eine technische E-Mobilitätsvariante, bei der Wankelmotoren die kleinen Batterien mit Reichweiten um die 80 Kilometer aufladen. Oder die Batterie wird übers Stromnetz gespeist. Und seit Jahren forscht man in Mazdas Versuchslaboren an klimaneutralen E-Fuels aus Algen für die Wankelmotoren.

Nissan freilich hat sich aus der Allianz mit Renault heraus früh der E-Mobilität zugewandt. Damals, als sie noch als exotische Idee galt. Jetzt will man Verbrennermodelle wie Micra oder den ersten E-Renner Leaf als E-Autos wieder beleben, weil die Namen so eine Strahlkraft besitzen.

Japans Exporte sinken

Was die Japaner derzeit eint, ist die Ungewissheit. Im Zuge der globalen Konjunkturflaute sind Japans Exporte im Juli erstmals seit fast zweieinhalb Jahren geschrumpft, nur die USA zeigen gute Autozahlen.

Die Strategien, die sie daraus ableiten, werden wohl bald Gewissheit. Etwa beim Projekt gemeinsamer Elektro-Plattformen der japanischen Hersteller. Der erste Anlauf scheiterte ja. Jetzt werden Stimmen laut, es nochmals zu versuchen. Nur gemeinsam könne man den Big Playern wie Volkswagen oder Stellantis, die in ihren Konzernen gemeinsame E-Plattformen einsetzen, begegnen, heißt es.