Elon Musk macht mit Sprach- und Videoanrufen über seine Online-Plattform X (ehemals Twitter) einen Schritt zur von ihm versprochenen „App für alles“. Aktuell sei noch eine frühe Version der Funktion verfügbar, schrieb Musk am Mittwoch bei X. Zuvor hatten einige Nutzer in den USA berichtetet, die im Sommer ohne konkretes Zieldatum in Aussicht gestellte Anrufsoption sei nun plötzlich verfügbar.

Nutzer können demnach auswählen, von wem sie Video- und Sprachanrufe annehmen wollen. Das können unter anderem Leute sein, die man als Kontakte im Adressbuch hat, sowie Profile, denen man bei X folgt. Die dritte Option lautet „verifizierte Nutzer“. Allerdings hat Musk den einstigen Verifizierungsmechanismus abgeschafft, bei dem etwa Prominente und Politiker einer Identitätsprüfung unterzogen wurden. Stattdessen bekommen jetzt alle zahlenden Abo-Kunden das gleich aussehende weiße Häkchen auf blauem Grund, das noch aus Twitter-Zeiten bekannt ist.

Musk hatte Twitter vor einem Jahr für 44 Milliarden Dollar gekauft. Er benannte den Dienst in X um und kündigte an, daraus eine Multifunktions-App für alle Lebenslagen zu machen. Ein Beispiel für solche Anwendungen ist zum Beispiel WeChat in China. Im Westen greifen Nutzer stattdessen zu verschiedenen Apps für unterschiedliche Aufgaben.

Metas Twitter-Alternative Threads legt zu

Die Twitter-Alternative Threads kommt nach drei Monaten unterdessen auf knapp 100 Millionen Nutzer, die mindestens einmal im Monat aktiv sind. Metas Gründer und Chef Mark Zuckerberg nannte die Zahl bei Vorlage der Geschäftszahlen für das vergangene Quartal am Mittwoch. Instagram-Chef Adam Mosseri stellte am Mittwoch in Aussicht, dass Threads in wenigen Monaten auch in der EU eingeführt werden könnte.  

Threads ist an Metas Foto- und Video-Dienst Instagram angedockt und kann damit auf bereits bestehende Verbindungen zwischen Hunderten Millionen Nutzern zurückgreifen. Bisher war über die Entwicklung von Threads nur bekannt, dass der Dienst binnen weniger Tage auf 100 Millionen Anmeldungen kam. Danach schätzten Webanalyse-Firmen, dass die Zahl der täglich aktiven Nutzer und die Zeit, die sie auf der Plattform verbringen, zurückging. Zuckerberg machte am Mittwoch keine Angaben zur Zahl der täglich aktiven Nutzer.

Er habe schon lange gedacht, dass es eine Plattform für den öffentlichen Diskurs mit einer Milliarde Nutzer geben sollte, „die positiver ist“, sagte Zuckerberg mit einem Seitenhieb gegen den von Tech-Milliardär Elon Musk gekauften und in X umbenannten Platzhirsch Twitter. „Und wenn wir einige Jahre dranbleiben, denke ich, dass wir unsere Vision verwirklichen können.“

Noch kein Start in der EU

Seit der Twitter-Übernahme durch Musk versuchen mehrere Dienste, unzufriedenen Nutzern der bekanntesten Kurznachrichten-Plattform ein neues Zuhause zu bieten. Threads ist an Metas Foto- und Video-Dienst Instagram angedockt und kann damit auf bereits bestehende Verbindungen zwischen Hunderten Millionen Nutzern zurückgreifen.

In der EU ist der Dienst bisher nicht an den Start gegangen – der Konzern verweist zur Begründung auf die europäischen Digitalgesetze. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte die automatische Verknüpfung der Nutzerdaten von Instagram und Threads Meta Probleme bringen.