Die heimische Gaming-Wirtschaft generierte laut einer Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) einen gesamtwirtschaftlichen Umsatz von 188,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Dabei sind in Österreich rund 150 Unternehmen in der Spielentwicklung tätig. Laut einer Vergleichsstudie aus dem Jahr 2018 entspricht das einem Wachstum von 71,3 Prozent in den vergangenen sechs Jahren. Jeder Arbeitsplatz in einem Unternehmen der Spieleentwicklung sichert mehr als einen weiteren Arbeitsplatz in Österreich ab. In Summe werden durch die heimischen Game Developer rund 2260 Arbeitsplätze direkt oder indirekt initiiert.
Spieleentwickler: Jung, gut ausgebildet und nachgefragt
Laut den Erhebungen der Studie sind die meisten Spieleentwickler in Österreich im Alter zwischen 25 und 34 Jahren. „Game Development ist eine junge und dynamische Branche. Sie ist in Österreich geprägt von vorwiegend kleinen und kleinsten Unternehmen, mit überdurchschnittlich jungen, gut ausgebildeten und hoch motivierten Fachkräften”, so Wolfgang Koller (IWI).
„Österreich ist ein nach wie vor stark traditionell geprägtes Land – auch auf dem Arbeitsmarkt. Nun drängen viele junge, gut ausgebildete Menschen mit neuer Dynamik in Bereichen nach, die Wirtschaft und Industrie in Zukunft neu gestalten werden. Das schließt die Gaming-Branche mit ein“, sagt Martin Filipp vom Verband Pioneers of Game Development Austria (PGDA). „Wir haben aber nicht nur Game-Entwickler und Programmierer. Wir liefern Know-how und Technologie, um branchenübergreifend Prozesse neu zu denken und zu entwickeln.“
„Fachkräfte und Unternehmen aus Österreich im Bereich Gaming sind weltweit stark gefragt. Österreich hat hier schon hohes Niveau im Bereich der Ausbildung. Diese Absolventen in Österreich zu halten ist eine große Chance für den Standort und die Wirtschaft“, sagt Reanne Leuning von der Außenwirtschaft Austria, der internationalen Interessensvertretung der österreichischen Wirtschaft, zur Exportquote und zur internationalen Bedeutung der Branche. Acht von zehn Unternehmen der Spieleentwickler exportieren ihre Produkte. Durch den Vertrieb von Spielen über das Internet eröffnen sich globale Märkte.
Handlungsaufforderung an die Politik
Um diese Fachkräfte zu halten, braucht es allerdings einen attraktiven Wirtschaftsstandort Österreich. Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT der Wirtschaftskammer Österreich (UBIT), welcher die Studie in Auftrag gegeben hat, sieht noch Bedarf an Verbesserungen für die Rahmenbedingungen der Gaming-Wirtschaft: „Der Standort Österreich wird im Zuge der Digitalisierung nur dann zukunftsfit sein, wenn die Transformation auch bei den Jobs gelingt. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, muss die Politik an vielen Schrauben drehen. Darüber hinaus braucht es laut Branche noch Verbesserungen der Finanzierungsmöglichkeiten. Jedes dritte Unternehmen hat sich in den letzten 24 Monaten um öffentliche Fördermittel beworben.
Serious Games werden für die Branche relevanter
Die Palette der Games reicht von Entertainment über Education- bis hin zu Serious Games. Entwickelt werden hauptsächlich PC und Mobile Games (Smartphones/Tablets). AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality) ist für 20 bzw. 35 Prozent der Branche ein wichtiger Teil der Produkte. Serious Games sind digitale Spiele, deren Zweck über die Unterhaltung hinausgeht. Es geht um Lernen oder Bewusstseinsschärfung mit spielerischen Elementen.
Serious Games sind konzipiert, um ihre Anliegen spielerisch zu vermitteln. Dabei ist die Themenpalette sehr breit: Von Bildung über Gesundheit und berufliche Weiterbildung bis hin zu Themen des Alltags wie Bewusstseinsschärfung für soziale Themen wie Umwelt, Klima oder Konfliktvermeidung. Anders als Entertainment-Spiele entstehen Serious Games überwiegend durch Aufträge oder Kooperationen der öffentlichen Hand (Länder & Gemeinden, Regierungsstellen, Ministerien oder Behörden). Auch Museen, Forschungseinrichtungen, NGOs oder Kirchen lassen Serious Games konzipieren, um ihre Anliegen spielerisch zu vermitteln.