In der Retrogaming-Szene wird er als „bunter Hund“ bezeichnet. Der Videospielsammler Andranik Ghalustians dürfte vielen aus der Gaming-Szene ein Begriff sein. Der 52-Jährige sammelt seit 30 Jahren alles rund um das Thema Videospiele. Von klassischen PC-Spielen bis hin zu den großen Arcade-Automaten. Mittlerweile sind aber auch zahlreiche Brettspiele sowie Tabletop-Spiele und Schachbretter Teil seiner Sammlung. Auch Figuren gehören dazu: „Ich habe um die 200.000 Figuren selbst angemalt in einer kurzen Zeit, das ist wahrscheinlich auch rekordverdächtig.“

Flohmarkt hat Leidenschaft entfacht

Die Sammelleidenschaft hat Ghalustians auf einem Flohmarkt vor 30 Jahren entdeckt. Sein Vater machte den Vorschlag, gemeinsam durch den Markt zu spazieren. Dort entdeckte er einen alten „Amiga 500“-Rechner. „Da habe ich mir gedacht, schauen wir einmal, ob das überhaupt noch Spaß macht.“ Ghalustians war so fasziniert, dass er anfing zu erforschen, was sonst noch so alles in dem Bereich auftaucht. „Zuerst war der Beweggrund, man kauft die Sachen nach, die man als Kind schon einmal hatte. Man hat versucht, seine eigene Kindheit nachzukaufen.“ Dann fing für den Wiener das Sammeln erst so richtig an.

In der „pre Internetzeit“ war Ghalustians ein Pionier der Sammlerszene. Flohmärkte wurden abgegrast und als einer der Ersten damals auch PC-Spiele gesammelt. Mittlerweile sind 10.500 PC-Spiele in seinem Besitz - sie machen den größten Teil seiner Sammlung aus. Wie groß die Kollektion insgesamt ist, ist selbst für den Sammler schwierig zu beziffern: „Alles zusammengezählt wird es wohl bei um die 50.000 verschiedenen Spieltitel herumkratzen.“ Nur für die PC-Spiele gibt es eine die genaue Zahl - nach einem Jahr lang akribischer Dokumentation in einer Datenbank.

Videospielsammler: „Ich sehe die Sammlung als Chance“

Ob seine Sammlung jetzt die größte Österreichs, Europas oder gar der Welt ist, ist dem 52-Jährigen egal. „Ich sehe die Sammlung eher als Chance, als Grundstock, etwas machen zu können. Unter anderem kann man Teile seiner Sammlung nun in den Retro Gaming Museen in Wien und Kärnten sehen.

Interesse an einem Eintrag ins Guinnessbuch der Weltrekorde hat der Videospielsammler nicht. „Der aktuelle Eintrag im Bereich Computerspiele liegt, glaube ich, bei 3000 bis 4000 Titel, da wären wir locker drüber.“ Die Sammlung ist laut Ghalustians aber sicher eine der Größten. Man könne damit aber viel anderes machen, was mehr in seinem Interesse läge. Wenn er sich einen oder mehrere Rekorde holen würde, dann nur aus PR-Gründen, um Projekte, wie das Gaming Museum, zu promoten.

Österreichische Spiele-Geschichte ist überschaubar

Als jemand, der seit Jahren in der Szene unterwegs ist, hat der Videospielsammler auch die Videospielgeschichte in Österreich hautnah miterlebt: „Die ist überschaubar. Wir haben ein paar Firmen, die doch größere Firmen sind und international Relevanz haben.“

Auch in der E-Sportszene würde sich nicht allzu viel tun. „Solange es keine richtigen Geldgeber gibt, die Profispieler wirklich aufbauen und viel Geld hineinstecken, wird sich da auch nichts ändern.“ Hinsichtlich der Events gäbe es jedoch einen Trend zu mehr, die auch über das Jahr hinweg verteilt sind. „Vom Szeneaufbau her ist Österreich eigentlich ganz gut aufgestellt.“