Schule beendet, Lehre abgeschlossen, Bachelor geschafft. Und jetzt? Viele Jugendliche sind sich auch nach und trotz einer abgeschlossenen Ausbildung unsicher, was ihren weiteren beruflichen Weg angeht.
Seit 1968 gibt es als Orientierungshilfe, als Auszeit oder zum Überbrücken eines Wartejahres vor einem Ausbildungsbeginns die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Zielgruppe sind Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren, erklärt Magdalena Penz, die in der Regionalstelle Graz des österreichweiten Trägervereins arbeitet.

800 Bewerber hat es bundesweit allein seit heurigem Jänner für die rund 600 Einsatzstellen gegeben. Die Einsätze dauern zehn oder elf Monate und starten das nächste Mal Anfang September beziehungsweise Anfang Oktober. Bewerbungen sind unter www.fsj.at möglich.
Die Freiwilligeneinsätze finden in unterschiedlichen Sozialeinrichtungen statt. Der Verein kooperiert unter anderem mit Tageswerkstätten, Tagesförderzentren, voll- und teilzeitbetreuten Wohnstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen, mit Einrichtungen im Flüchtlingsbereich und für wohnungslose Menschen, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, Arbeitstrainings für Jugendliche, Jugendzentren, mit Schulen, Kindergärten und Horten, Rehabilitationszentren, Krankenhäusern und Seniorenheimen.

Vielfältige Einsatzgebiete

Entsprechend vielfältig sind die Einsatzgebiete. Vorausbildung ist keine notwendig. Meist geht um eine Unterstützung und Entlastung der hauptamtlichen Teams, da die Freiwilligen laut Gesetz auch nicht alles tun dürfen. Beispielsweise dürfen pflegerische Tätigkeiten nur ausgebildete Hauptamtliche übernehmen, Freiwillige des FSJs können aber im Bereich Animation, Besuchsmanagement und bei der Begleitung zur Therapie- und Arztbesuchen aktiv sein oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten übernehmen.

"Es geht darum, umfassende und positive Einblicke in den Berufsalltag zu gewinnen, Berührungsängste abzubauen und erste Erfahrungen im Arbeitsleben zu machen zu gewinnen", sagt Penz: "Die jungen Menschen bekommen die Möglichkeit, ihre sozialen Skills auszutesten und können einen sicheren Umgang mit anderen Menschen lernen."

Zwei Drittel der Arbeit mit Menschen

Es wird darauf geachtet, dass die Freiwilligen zumindest zwei Drittel mit Menschen arbeiten können. Zudem sollen sie auch Einblicke in Teambesprechungen oder zum Beispiel Therapiesitzungen bekommen. "Zum einen aus Wertschätzung gegenüber den Freiwilligen und zum anderen, da das FSJ nicht nur als ein Arbeits- und Bildungsjahr, sondern auch zur Berufsorientierung genützt wird", erklärt Penz.
Der Trägerverein bietet dafür eine professionelle Begleitung und organisiert vorab eine Grundausbildung. So gibt es zum Start ein fünftägiges Einführungsseminar mit auf das jeweilige Einsatzgebiet abgestimmten fachlichen Schwerpunkten. Im Laufe des Einsatzes folgen alle zwei bis drei Monate viertägige Reflexionsseminare. Ergänzend werden Workshops und Webinare zu speziellen Themengebieten wie Deeskalationsmanagement, Psychohygiene oder Evolutionspädagogik angeboten.

Maximal 34 Wochenstunden

Insgesamt kommen die Freiwilligen so neben den (gesetzlich vorgeschriebenen) maximal 34 Wochenstunden Arbeitszeit 150 Stunden Erwachsenenbildung. So wird aus dem Einsatzjahr – im Unterschied zu einem Zivildienst – eine Mischform aus Arbeits- und Bildungsjahr samt professioneller pädagogischer Begleitung.

"Ein Freiwilliges Soziales Jahr kann zur Selbstfindung beitragen und eine Idee davon zu bekommen, was man kann und was man möchte“, ergänzt Elisabeth Marcus, Geschäftsführerin des FSJ-Vereins. „Im Durchschnitt sind unsere zu 90 Prozent Frauen", verweist sie auf eine klare Geschlechterpräferenz.

Ein Manko: Man muss es sich leisten können. Als Entschädigung gibt es neben Verpflegung, Versicherung und einer Öffi-Karte zur Familienbeihilfe gerade einmal 270 Euro im Monat.