Nach dem zweiten erfolgreichen Schlussverkauf von "Yeezy"-Schuhen rechnet Adidas heuer nur noch mit einem kleinen Verlust. Das operative Minus werde nur noch bei etwa 100 Millionen Euro liegen, 350 Millionen weniger als im Sommer vorhergesagt, teilte die Nummer zwei auf dem weltweiten Sportartikelmarkt am Dienstagabend in Herzogenaurach mit.
Zu Beginn des Jahres hatte Vorstandschef Bjørn Gulden die Anleger noch auf ein Minus von bis zu 700 Millionen Euro eingestellt, nachdem sein Vorgänger die Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West ("Ye") aufgekündigt hatte, der die "Yeezy"-Sneaker designt hatte. Doch zwei Online-Verkaufsaktionen für die begehrten Schuhe brachten Adidas unverhofft 300 Millionen Euro Gewinn - und der Konzern erspart sich Abschreibungen auf die Restbestände.
Adidas-Aktie legt zu
Aber auch das normale Geschäft sei im abgelaufenen Quartal besser gelaufen als erwartet, erklärte Adidas. Es habe etwa 100 Millionen Euro mehr gebracht als einkalkuliert, erläuterte ein Sprecher. Das operative Ergebnis ging von Juli bis September um gut ein Viertel auf 409 (2022: 564) Millionen Euro zurück. Das entspricht einer Marge von 6,8 (8,8) Prozent. Analysten hatten nach einer LSEG-Prognose im Schnitt nur mit 231 Millionen Euro Gewinn gerechnet. Der Umsatz schrumpfte wegen des starken Dollar um sechs Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro. Währungsbereinigt stieg er um ein Prozent. Die Adidas-Aktie legte im späten Handel um drei Prozent auf 176 Euro zu.
Für das Gesamtjahr rechnet Gulden nun noch mit einem Umsatz-Rückgang um einen kleinen einstelligen Prozentsatz. Zuletzt war er von einem Minus von etwa fünf Prozent ausgegangen. Ohne das Hin und Her um "Yeezy" würde Adidas in diesem Jahr operativ etwa 100 Millionen Euro Gewinn schreiben.
Teil der Erlöse wird gespendet
Adidas hatte lange mit sich gerungen, ob man die bereits produzierten, aber noch unverkauften "Yeezy"-Schuhe nach der Trennung von Ye noch auf den Markt werfen solle. Der exzentrische Rapper und Designer hatte mehrfach mit Hassbotschaften und antisemitischen Äußerungen Schlagzeilen gemacht, ehe Adidas die Reißleine zog. Letztlich entschied Gulden sich für den Verkauf der Sneaker: In zwei Online-Verkäufen im Juni und August schlug Adidas knapp die Hälfte der Restbestände los, mit einem Gewinn von jeweils 150 Millionen Euro. Ein Teil der Erlöse geht an Organisationen, die gegen Rassismus und Antisemitismus kämpfen.
Über eine mögliche dritte Verkaufsaktion sei noch nicht entschieden, sagte ein Adidas-Sprecher. Nach neun Monaten hat der Konzern operativ 645 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Wenn die Prognosen zutreffen, macht sich Adidas also im vierten Quartal auf einen Verlust von gut 700 Millionen Euro gefasst. Darin enthalten seien auch die restlichen Abschreibungen auf den "Yeezy"-Bestand - wenn er nicht noch verkauft wird - und rund 50 Millionen, die Gulden für den Konzernumbau reserviert hatte, sagte der Sprecher. Im zweiten und dritten Quartal waren dafür jeweils etwa 70 Millionen Euro angefallen, etwa für Schließungen eigener Geschäfte.