Wenn Österreicher im Schnitt jeden Monat 307 Euro auf die hohe Kante legen können, ist das ein neuer Rekordwert einer lang anhaltenden Aufwärtsentwicklung. Um rund 70 Prozent sei der Sparbetrag im Laufe der vergangenen zehn Jahre gestiegen, sagte Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller. 2013 sei er bei 181 Euro gelegen. „Es gab auch real einen Anstieg“, sagt sie.
Ganz real ist allerdings auch, dass Männer deutlich mehr Geld übrig haben als Frauen. Der Unterschied ist mit fast 80 Euro signifikant. Die repräsentative Imas-Studie für die Erste Bank hat für Frauen einen durchschnittlichen monatlichen Sparbetrag von 268 Euro ermittelt, bei Männern hingegen 347 Euro, 79 Euro mehr.
Die größte monatliche Summe sparen übrigens die 27- bis 42-Jährigen mit 353 Euro an. Holzinger-Burgstaller ist darüber keineswegs überrascht. Diese Generation „y“ stehe üblicherweise voll im Berufsleben und arbeite finanziell sehr oft auf konkrete Dinge hin.
Teuerung wirkt sich aus
Die Menschen werden allerdings immer unzufriedener mit den Sparbeträgen. Vor zwei Jahren hatten noch 65 Prozent gesagt, sie seien zufrieden, wobei in der Pandemie auch die Möglichkeiten fürs Geld ausgeben eingeschränkter waren. Teuerung war damals kein Thema. Entsprechend ist der Wert erodiert. Nur noch 47 Prozent sind zufrieden mit den Beträgen, die sie zur Seite legen. „Viele würden gerne mehr sparen als sie können“, so die Bankerin. Dazu kommt seit gut einem Jahr die hohe Teuerung.
Während die Inflation im alltäglichen Empfinden der Menschen eine große Rolle spielen dürfte, ist das neue Zinsen-Zeitalter dagegen noch nicht so deutlich in den Köpfen angekommen. Holzinger-Burgstaller zur Nutzung von Sparprodukten: „Wir sind noch nicht wieder da, wo wir sein sollten.“ Höchst beliebt ist das Sparbuch. 75 Prozent der Österreicher nutzen es, nach 69 Prozent im Vorjahr.
"Wir sehen schon die ersten Umschichtungen“
Immerhin jeder Zweite lässt zu viel Geld am Girokonto liegen – teilweise hohe Beträge – wo der Wertverlust am größten ist. Beim Sparen seien die Menschen teilweise „aus der Übung“, sagt die Bankerin. „Aber wir sehen schon die ersten Umschichtungen.“
Bei der Geldanlage legen 80 Prozent der Befragten den größten Wert auf Sicherheit. Die Bemühungen der Banken, Sparern Produkte wie Fonds und Aktien schmackhaft zu machen, fruchten nur bedingt. „Für unseren Geschmack ist der Risikoappetit noch zu klein.“ 32 Prozent setzen auch auf Wertpapiere. 61 Prozent der Befragten sagen, das Thema Wertpapiere sei für sie schwer zu verstehen. „Die Hälfte der Sparer weiß aber, dass kein Weg an Wertpapieren vorbei führt, wenn man gewinnbringend Geld anlegen will“, so Holzinger-Burgstaller. „Selbst bei Zinsen von drei oder vier Prozent erleidet man noch immer einen Verlust.“ In der Vorwoche hatte die Bank ein Portal vorgestellt, in dem künstliche Intelligenz Fragen beantwortet. Laut der Imas-Studie legt übrigens fast jeder Österreicher Geld zur Seite. Nur zwei Prozent machen das nicht – 2022 waren das noch acht Prozent.
Claudia Haase