Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin, hat in der ORF-"Pressestunde" am vergangenen Sonntag einen "möglichst flexiblen Abschluss" bei den Metaller-KV-Verhandlungen ins Spiel gebracht. Es gebe zwar Unternehmen, die sich einen Abschluss in Höhe der Inflation von 9,6 Prozent leisten könnten, andere aber nicht. Er schlägt daher vor, dass diese "nach unten abweichen", um Beschäftigung zu sichern. Der IHS-Chef verwies auf sogenannte Öffnungsklauseln, die es in anderen Ländern für Unternehmen gebe, die sich die Lohnerhöhung nicht leisten können. Seiner Vorstellung nach könnte sie etwa mit einem Antrag des betroffenen Unternehmens bei den Sozialpartnern erfolgen.
Wifo-Experte Benjamin Bittschi sieht den Einsatz der sogenannten Öffnungsklauseln kritisch. Es sei zu hinterfragen, ob die Unternehmen zu wenig produktiv sind oder sich in einer einmaligen Situation aufgrund des Inflationsschocks befinden. Denn es bestehe die Gefahr, Unternehmen zu fördern, die am Markt nicht bestehen können.
"Nur Schnittlauch am Butterbrot"
Für Pro-Ge-Chef Reinhold Binder ist dieses Umgehen der Kollektivverträge undenkbar. Es gebe gar keinen Grund, "löchrige Maßnahmen" zu setzen. Christian Knill, der Arbeitergebervertreter vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie, will schauen, wie andere Länder diese Klauseln handhaben. Er lässt offen, ob er die Öffnungsklauseln am Freitag in die Verhandlungen einbringen wird. Für die Arbeitgeber seien Einmalzahlungen ein wichtiges Instrument. Für die Gewerkschaft sind diese wiederum kein Ersatz für gute Abschlüsse und nur "der Schnittlauch am Butterbrot".