Tirols schwarzer Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser hat – vor allem von der Bundespolitik – konkrete Maßnahmen gefordert, um den Tiroler und österreichischen Arbeitsmarkt zu entspannen. Arbeitswillige Pensionisten sollen etwa "brutto für netto" verdienen, also keine Steuern zahlen. Auch soll der Arbeitsmarkt in Richtung "EU-Beitrittskandidaten aus dem Osten" geöffnet werden, mahnte Walser am Montag bei einer Pressekonferenz ein.

Es müsse reichen, dass Pensionisten "lediglich unfallversichert sind", konkretisierte Walser seine Forderung. Alle anderen Steuern "obendrauf sollen wegfallen". Damit erreiche man jene 20 Prozent der Pensionisten, die sich laut Umfragen vorstellen könnten, "in der Pension weiterzuarbeiten", betonte Walser bei dem Pressegespräch in Innsbruck. Der Blick in Richtung Arbeitskräfte aus dem Osten müsse zudem nach dem Vorbild der Öffnung in Deutschland vonstattengehen, erklärte er.

"Massiver Arbeitskräftemangel droht"

Geschehe all das nicht schnellstmöglich, drohe bis spätestens 2040 ein massiver Arbeitskräftemangel, zeigte sich der Wirtschaftskammerpräsident alarmiert: "Bis dahin fehlen dann allein in Tirol rund 30.000 Arbeitskräfte." Obwohl seitens der Politik schon einiges unternommen worden sei – Stichwort Erhöhung der Saisonkontingente im Tourismus und Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung –, ließe sich dieses sich anbahnende Szenario dann nicht vermeiden, meinte Walser.

Zudem sei es wichtig, bei den Überstunden eine Gesetzesänderung über die Bühne zu bringen. "Wir wollen hier, dass statt zehn 18 Stunden steuerfrei sein sollen", nannte Walser eine weitere Forderung. Außerdem müsse in Sachen Rot-Weiß-Rot-Karte mehr weitergehen, assistierte ihm Bernhard Achatz, Leiter der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht der Wirtschaftskammer Tirol. Dort müsse man etwa in Sachen Lehrabschluss ansetzen: "Es muss bei Mangelberufen auch reichen, wenn dieser Abschluss in der Heimat anerkannt wird."

"Unabhängig von Parteifarbe konstruktiv arbeiten"

In Zeiten von Teuerung und sonstigen Krisen gelte es jedenfalls, "unabhängig von Parteifarbe konstruktiv miteinander zu arbeiten", sagte Walser in Richtung Bund. "Die Regierung soll in diesen außergewöhnlichen Zeiten einfach zusammenarbeiten. Es muss so jetzt einfach schnell etwas weitergehen." Auf die Frage, ob er sich künftig auch einen "blauen Kanzler" Herbert Kickl vorstellen könne, antwortete der ÖVP-Politiker ausweichend: "Ein blauer Kanzler wird ja nicht allein anschaffen." Die Nummer-eins-Partei, wer immer dies auch sein werde, werde jedenfalls auf einen Koalitionspartner angewiesen sein: "Welche Farbe dieser hat, ist uns egal, das Ergebnis zählt." Fakt sei: Passiere nichts am Arbeitsmarkt, drohe beispielsweise in den Bereichen Pflege, Schulen oder öffentlicher Verkehr ein Mangel, den "wirklich alle spüren".