Der "goldene Nagel" symbolisiert bei Bahnprojekten einen wichtigen Meilenstein: die Fertigstellung der Bauarbeiten. Nach einem Vierteljahrhundert Planungs- und Bauarbeiten an der Koralmbahn war es diesen Freitag so weit: Anlässlich der Fertigstellung der Oberbauarbeiten der Koralmbahn auf Kärntner Seite zelebrierten hochrangige Vertreter der ÖBB sowie der Voestalpine diesen symbolischen Akt. Tatsächlich ging es um keinen Nagel, sondern um finale Weichen- und Gleisarbeiten unmittelbarer Nähe zur Jauntalbrücke. Das heißt, Schotterfundamente, Gleise und Weichen sind nun zur Gänze verlegt.
Start am 10. Dezember
Wo am Freitag die letzten Schraub- und Schweißarbeiten an Schienen vorgenommen wurden, gleiten ab 10. Dezember die Nahverkehrszüge der ÖBB mit 160 km/h zum ersten Mal über die Koralmbahn zwischen Klagenfurt und St. Paul – und das dann im Stundentakt. Ein Jahr später nimmt der steirische Abschnitt den Betrieb auf, ehe am 14. Dezember 2025 dann auch der Koralmtunnel und damit die gesamte 130 Kilometer lange Koralmbahn – davon 50 Tunnelkilometer – befahren wird. Dann werden die Fernverkehrszüge mit 230 km/h Richtung Graz düsen, technisch ausgelegt ist die Strecke sogar auf 250 km/h.
Die "letzten Puzzlesteine" gelegt
Laut ÖBB-Infra-Vorständin Judith Engel sind am Freitag die "letzten Puzzlesteine" für die Kärntner Koralmbahn gelegt werden. Die neue Bahnstrecke werde in zwei Jahren "den Fernverkehr in Österreich revolutionieren". Viel Lob gab es von Engel für die Voestalpine und deren Vorstand Franz Kainersdorfer, der auch Leiter der "Metal Engineering Division" ist. Insgesamt wurden 290 Kilometer Gleise und 235 Weichen, davon 100 sogenannte "Hightech-Weichen" verlegt. Der logistische Aufwand war enorm: Allein die 580 Kilometer Schienen wiegen rund 15.000 Tonnen. Kainersdorfer sprach am Freitag von einem "historischen Ereignis" auch für die Voestalpine.
Produziert wurden die 120 Meter langen "Premium-Schienen", die binnen weniger Stunden mittels Bahn an die Baustelle transportiert wurden, im steirischen Donawitz. Die innovativen Weichen und die dazugehörige digitale Technik zur Weichenüberwachung wurden in Zeltweg entwickelt.
Noch bleibt viel zu tun
Abgeschlossen sind Arbeiten aber auf Kärntner Seite noch nicht, es fehlen etwa Oberleitungen, durch die der Bahnstrom fließt, und Verkabelungen. Bis zur Inbetriebnahme in 58 Tagen werden "die Systeme hochgefahren", es müsse nun "getestet, geübt und eingeschult" werden, so die ÖBB. Dazu gehören etwa Tunnelsicherheitsübungen mit Einsatzkräften, Belastungstests sowie Schulungsfahrten. Derzeit arbeiten rund 400 Personen entlang der Koralmbahn, aber auch in Kärnten werden die Arbeiten mit der Inbetriebnahme fortgesetzt.
In Summe fließen rund 6,1 Milliarden Euro in den Bau der Koralmbahn.